🎬 Seinfeld – Ein bisschen Nichts über irgendwas, und trotzdem Fernsehgeschichte!
⏱️ Lesezeit: ca. 12 Minuten
Puuuh, wo fang ich bloß an? Am 5. Juli 1989 flimmerte zum ersten Mal diese merkwürdige „Show über nichts“ über die Bildschirme – „Seinfeld“. Der schmächtige Stand-up-Comedian Jerry Seinfeld hatte sich mit dem schrägen Vogel Larry David zusammengetan (ja, der Typ, der später „Curb Your Enthusiasm“ verzapfte) und irgendwie haben die beiden komplett ohne große Gefühle, ohne Moral-Predigten und mit vier der egoistischsten Hauptfiguren der TV-Geschichte das Fernsehen revolutioniert. Verrückte Welt!
📺 Fakten zum Schmunzeln:
- 🎬 Titel: Seinfeld (sprich: „Seinfeld“, nicht „Seinfäld“… hab das echt schon gehört)
- 📆 Erster Auftritt: 05.07.1989 (damals noch als „The Seinfeld Chronicles“)
- 📅 Letzter Vorhang: 14.05.1998 (mit einem der umstrittensten Serienfinale überhaupt)
- 🎭 Genre: Comedy, Sitcom, Beobachtungshumor
- ⏱️ Länge pro Folge: 22 Minuten (perfekt für meine Aufmerksamkeitsspanne)
- 🔞 FSK/Altersempfehlung: Ab 12 Jahren
- 🎞️ Wer hat’s verbockt: Castle Rock Entertainment
- 🌐 Land: USA (New York City im Herzen)
- 📍 Gedreht in: Hauptsächlich Los Angeles (trotz New York Setting – Hollywood-Magie)
- 📺 Jetzt zu sehen auf: Netflix, Amazon Prime Video (falls jemand einen Marathon plant)
- 🏆 IMDb-Bewertung: 8.9/10 (und jeder einzelne Punkt verdient)
- 🍅 Rotten Tomatoes: 89% (selbst Kritiker konnten nicht meckern)
- 👥 Showrunner: Larry „Soziopath“ David (Staffel 1-7), Jerry Seinfeld (Staffel 8-9)
📑 Was dich hier erwartet:
- Alle Staffeln im Chaosüberblick
- Worum geht’s bei dem Quatsch eigentlich?
- Die Macher und Darsteller
- Deutsche Synchro (überraschend gut!)
- Meine unqualifizierte Meinung
- Unnützes Wissen für Partygespräche
- Die vier soziopathischen Hauptcharaktere
- Häufig gestellte Fragen (die keiner stellt)
- Für wen ist der Kram?
- Andere Serien für Misanthropen
Eine Serie über… äh… nichts?! So funktioniert der Seinfeld-Wahnsinn
Also mal ehrlich, wie erklärt man eine „Show about nothing“? Bei Seinfeld passiert… naja, eigentlich nicht so richtig was. Klingt erstmal total öde, oder? Aber genau DAS ist das Geniale!
Im Zentrum steht der mittelmäßig erfolgreiche Stand-up-Comedian Jerry Seinfeld, der als er selbst spielt, nur irgendwie doch nicht. Mit seinen drei engsten „Freunden“ (wobei man sich bei dieser Bande schon fragt, was Freundschaft eigentlich bedeutet) hängt er hauptsächlich in seinem Apartment in der Upper West Side oder im Diner „Monk’s Café“ rum und diskutiert die absolut belanglosesten Alltagsprobleme.
Was mich immer wieder umhaut: Bei Seinfeld gibt’s keine große Lebensweisheit am Ende. Keine „Awww“-Momente. Niemand lernt irgendwas. Keine Gruppenumarmung. Larry David hatte dafür sogar ein eigenes Motto: „No hugging, no learning“ – kein Umarmen, kein Dazulernen. Die vier Hauptfiguren sind am Ende genauso schreckliche Menschen wie zu Beginn. Herrlich erfrischend!
Bei einer typischen Folge stolpern die Charaktere in irgendein absurdes Alltagsproblem – sei es, dass sie ihr Auto in einem Parkhaus nicht wiederfinden, ewig auf einen Tisch im chinesischen Restaurant warten oder sich mit einem Suppenverkäufer anlegen, der Kunden nach Lust und Laune rausschmeißt. Klingt trivial? Ist es auch! Aber die vier Chaoten schaffen es, diese Kleinigkeiten durch ihre Neurosen und sozialen Fehltritte zu echten Katastrophen aufzublasen.
Und das Verrückteste: Die scheinbar unzusammenhängenden Handlungsstränge laufen am Ende jeder Folge auf geniale Weise zusammen. Ich erinnere mich an einen Abend in meiner Studentenbude, als ich mit Stefan durch drei Folgen am Stück gezappt bin und wir beide am Ende jeder Episode „Nein, das gibt’s doch nicht!“ gebrüllt haben, weil die Auflösung so clever war.
Was Seinfeld damals so revolutionär machte und heute noch funktioniert: Die Serie weigert sich konsequent, dem Zuschauer zu gefallen. Die Charaktere sind egoistisch, kleinlich und oft regelrecht gemein. Aber irgendwie… sind wir das nicht alle manchmal? Vielleicht ist das der Grund, warum ich Seinfeld bis heute auf Netflix schaue, wenn ich nach einem langen Tag einfach abschalten will. Diese vier Soziopathen sind wie alte, schreckliche Freunde, deren Fehler man kennt und trotzdem immer wieder gerne Zeit mit ihnen verbringt.
💡 Insider-Info für Angeber: Die legendäre Folge „The Contest“, in der die vier Hauptfiguren wetten, wer am längsten „Herr seiner selbst“ bleiben kann, hat TV-Geschichte geschrieben. Dabei fällt NIE das Wort „Masturbation“! Trotzdem wusste JEDER, worum es ging. Für diesen genialen Schachzug bekam Larry David einen Emmy. Als ich die Folge damals mit meinen Kumpels gesehen hab, mussten wir alle so tun, als ob wir das Konzept nicht kennen würden… vor allem die, die eindeutig am schnellsten verloren hätten.
📊 Seinfeld-Staffeln: Von holprig bis legendär
Staffel | Folgen | Wann lief der Kram? | Was sonst noch so passierte | Mein Senf dazu |
---|---|---|---|---|
1 | Mickrige 5 Folgen | 05.07.1989 – 14.06.1990 | Startete als „The Seinfeld Chronicles“, erste Folge ohne Elaine! | 7.5/10 (Man merkt, dass die noch rumexperimentieren) |
2 | 12 Folgen | 23.01.1991 – 16.06.1991 | Die vier Chaoten finden ihren Groove | 8.0/10 (Wird langsam was!) |
3 | 23 Folgen | 18.09.1991 – 06.05.1992 | Erste richtige, komplette Staffel | 8.7/10 (Hier wird’s schon richtig gut) |
4 | 24 Folgen | 12.08.1992 – 20.05.1993 | Meta-Plot: Jerry & George entwickeln ihre eigene Sitcom | 9.2/10 (Jetzt wird’s wild!) |
5 | 22 Folgen | 16.09.1993 – 19.05.1994 | Erste richtige Auftritte von Georges irren Eltern | 9.5/10 (Für mich die beste!) |
6 | 24 Folgen | 22.09.1994 – 18.05.1995 | George verlobt sich (die arme Susan!) | 9.6/10 (Dicht gefolgt von dieser hier) |
7 | 24 Folgen | 21.09.1995 – 16.05.1996 | Larry Davids letzte Staffel (und man merkt’s) | 9.7/10 (Der Wahnsinn geht weiter) |
8 | 22 Folgen | 19.09.1996 – 15.05.1997 | Jerry übernimmt das Ruder, wird etwas abgedrehter | 9.3/10 (Leichter Qualitätsabfall, aber immer noch top) |
9 | 24 Folgen | 25.09.1997 – 14.05.1998 | Das Ende… und wie sie damit ALLE verprellt haben | 9.0/10 (Starke Folgen, aber dieses Finale… naja) |
Die Verdächtigen: Wer hat diesen Quatsch verzapft?
🎬 Die Strippenzieher
- Schuld an der Misere: Jerry Seinfeld & Larry David (Schuldig im Sinne der Anklage)
- Chef vom Dienst: Larry „Soziophobie“ David (Staffel 1-7), Jerry „Nehm-ich-selbst-in-die-Hand“ Seinfeld (Staffel 8-9)
- Geldsäcke: George Shapiro, Howard West (die haben’s finanziert)
- Regiefritzen: Andy Ackerman, Tom Cherones (die Typen hinter der Kamera)
- Ohrwurm-Lieferant: Jonathan Wolff (kennt jeder diesen Pop-Slap-Bass-Kram…)
🎭 Die vier Spinner vor der Kamera
- Jerry Seinfeld als Jerry Seinfeld (als ob der schauspielern müsste…)
- Jason Alexander als George Costanza (der eigentliche Star der Show)
- Julia Louis-Dreyfus als Elaine Benes (später mal Vizepräsidentin!)
- Michael Richards als Cosmo Kramer (King der physischen Komödie)
💡 Casting-Geheimnis: Krass, oder? Julia Louis-Dreyfus war gar nicht erste Wahl für Elaine! Ne gewisse Lee Garlington sollte das eigentlich spielen und war im Ur-Piloten „The Seinfeld Chronicles“ als Claire die Kellnerin dabei. Aber irgendjemand hat gemerkt, dass die Chemie nicht stimmt, und zack – kam Julia ins Boot. Stellste dir mal vor, wie die Serie OHNE sie ausgesehen hätte? Ich saß mal mit Stefan bei nem Bier in Koblenz, und wir haben uns ausgemalt, wie das gewesen wäre… unfassbar, was für’n Glücksgriff Louis-Dreyfus war!
Deutsche Synchro: Erstaunlich gute Arbeit an unmöglicher Aufgabe
Das hier zu synchronisieren war echt ’ne Mammutaufgabe! Die ganze Serie steckt voller New-York-Insider-Gags, jüdische Kulturwitze und Wortspielereien, die eigentlich unübersetzbar sind. Aber wisst ihr was? Die Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke hat unter Joachim Tennstedts Leitung echt ’nen prima Job gemacht. Nicht perfekt, klar – aber wer eine Serie mit solchen sprachlichen Finessen übersetzen muss, verdient ’nen Orden!
Manchmal haben sie die Wortwitze komplett umgedreht, damit sie auf Deutsch Sinn ergeben (was Schindlers Liste mit Dosenfleisch zu tun hat? Im Original war’s ’ne andere Referenz). Ich hab mal vor Jahren beide Versionen verglichen, als Netflix die Originalversion anbot – teilweise mussten sie ganz schön kreativ werden.
Der Mensch vor der Kamera | Die Figur | Die deutsche Stimme im Ohr |
---|---|---|
Jerry Seinfeld | Jerry Seinfeld | Bernd Rumpf (mein Favorit!) |
Jason Alexander | George Costanza | Joachim Tennstedt (Doppeljob als Sprecher UND Regie) |
Julia Louis-Dreyfus | Elaine Benes | Traudel Haas (passt wie Faust aufs Auge) |
Michael Richards | Cosmo Kramer | Stefan Staudinger (der arme Kerl musste Kramer-Sounds machen!) |
Wayne Knight | Newman | Tilo Schmitz (der Schleimer-Sprech sitzt) |
Barney Martin | Morty Seinfeld | Friedrich W. Bauschulte (DER Synchron-Oldie) |
Liz Sheridan | Helen Seinfeld | Ursula Heyer (Mama-Stimme deluxe) |
Jerry Stiller | Frank Costanza | Gerry Wolff (wie brüllt man „SERENITY NOW!“ auf Deutsch?) |
💡 Synchro-Fun-Fact: Joachim Tennstedt, der George Costanza synchronisiert hat, hat nebenbei noch die Dialoge für die deutsche Fassung geschrieben UND Regie geführt. Multitasking vom Feinsten! Kennt ihr seine Stimme? Klar, das ist die deutsche Stimme von Danny DeVito! Der Mann mit dem Talent für kleine, wütende Männer. Dirk meinte neulich zu mir, er würde Tennstedts Stimme überall erkennen – selbst wenn er nur Brötchen beim Bäcker bestellen würde.
Die ultimative „Mein Senf dazu“-Ecke: Warum Seinfeld bis heute die beste Sitcom ist
Ehrlich, Leute – ich bin mit dieser Serie seit Ewigkeiten verbandelt. Neulich erst hab ich mir wieder ’ne Staffel reingezogen, obwohl ich die verdammten Folgen inzwischen mitsprechen kann! Da saß ich, mit ’ner Tüte Chips auf meiner durchgesessenen Couch in Neuwied, und hab Tränen gelacht bei Szenen, die ich schon zwanzig Mal gesehen hab. Ist das gesund? Wahrscheinlich nicht.
Aber was soll’s – Seinfeld hat was, das heutige Sitcoms einfach nicht mehr haben. Diese schonungslose Ehrlichkeit! Diese Beobachtungsgabe! Dieser Mut, einfach mal keine moralische Lektion zu vermitteln! Ich find’s geradezu erfrischend, wie die vier Hauptfiguren sich keinen Deut darum scheren, bessere Menschen zu werden. Im Gegenteil – die zelebrieren ihre Neurosen und Macken!
Die wahren MVPs der Show
Klar, die Serie heißt „Seinfeld“, aber seien wir mal ehrlich: Der eigentliche Star der Show ist George. Jason Alexander spielt diesen kleinlichen, neurotischen, geizigen, notorischen Lügner und Versager mit einer Brillanz, dass man ihn trotz aller Gemeinheiten irgendwie doch ins Herz schließt. Als ich mal auf ner Party in Koblenz war, haben mein Kumpel Patrick und ich unsere Top-George-Momente durchdiskutiert und konnten uns einfach nicht einigen. Ist es der Marine-Biologe? Ist es seine „The sea was angry that day, my friends“-Monolog? Oder als er beim Jobinterview erfährt, dass sein toter Boss ihn nicht leiden konnte? Unmöglich zu entscheiden!
Und dann Julia Louis-Dreyfus als Elaine! Halleluja! In einer Zeit, als Frauen in Sitcoms oft nur die vernünftige Stimme der Vernunft oder das hübsche Anhängsel waren, kommt Elaine daher und ist genauso egoistisch, flippig und neurotisch wie die Kerle. Sie schämt sich nicht für ihre Sexualität, ist karrierefixiert und lässt sich von niemandem was sagen. Wenn ich an die berühmte Tanzszene auf der Firmenfeier denke („Elaine’s little kicks“) – da krieg ich heute noch Lachkrämpfe.
Michael Richards als Kramer ist einfach körperliche Komödie in Perfektion. Allein wie der Typ durch die Tür kommt! Was für ein Naturtalent! Schade eigentlich, dass sein Karriereweg nach der Show nicht so dolle weiterlief – der berüchtigte Comedy-Club-Ausraster hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen.
Und Jerry? Naja, der ist eben… Jerry. Eigentlich der normalste der vier, was ihn manchmal zum langweiligsten macht. Aber als Ankerpunkt der Show und als Gegenpol zu den anderen drei Chaoten funktioniert er perfekt. Außerdem: Seine Stand-up-Einlagen am Anfang und zwischen den Szenen? Zeitloser Beobachtungshumor vom Feinsten!
Zeitloser Quatsch
Klar, es gibt Dinge, die heute anders laufen würden. Die ständige Suche nach Münztelefonen. Die „Wo treffen wir uns?“-Problematik, die heute mit nem Smartphone in 3 Sekunden gelöst wäre. Georges Papierkram-Albträume, die heute digital wären.
Aber – und das ist das Geniale – die grundlegenden menschlichen Schwächen und sozialen Regeln, über die Seinfeld sich lustig macht, die sind ewig. Wer kennt’s nicht: Man will höflich sein und lobt etwas, das einem eigentlich egal ist, und plötzlich wird’s zum Selbstläufer (wie Jerry mit den Circus-Leuten). Oder man will jemanden loswerden, traut sich aber nicht, direkt zu sein (wie bei all den schrecklichen Dates der Vier).
Als ich letztens mit Marco beim Abendessen in Andernach saß, haben wir genau darüber philosophiert – über diese zeitlosen Situationen, die Seinfeld so genial einfängt. „Das ist total Seinfeld!“ sagen wir heute noch, wenn wir in absurde soziale Situationen geraten. Die Serie hat eine eigene Sprache für die kleinen Absurditäten des Alltags geschaffen.
Der Einfluss ist überall
Mann, wenn ich mir heutige Shows wie „Curb Your Enthusiasm“, „It’s Always Sunny in Philadelphia“ oder „Veep“ anschaue – da ist überall Seinfeld-DNA drin! Diese Art, soziale Konventionen zu sezieren, diese unsentimentale Betrachtung menschlichen Verhaltens, der Fokus auf die kleinen Absurditäten im Alltag – all das hat Seinfeld populär gemacht.
Ich glaube, was Seinfeld von anderen großen Sitcoms unterscheidet: Die Serie hatte einfach keine Angst davor, ihre Hauptfiguren unsympathisch sein zu lassen. Bei „Friends“ oder „How I Met Your Mother“ gibt’s immer diese emotionalen Momente, die dir signalisieren: „Hey, im Kern sind sie gute Menschen!“ Bei Seinfeld? Fehlanzeige. Die vier sind am Ende der Serie genauso selbstsüchtig und kleinlich wie am Anfang.
Und genau das macht sie paradoxerweise so liebenswert. Sie sind ehrlich in ihrem Egoismus. Sie heucheln nicht. Sie sind, wer sie sind – im Guten wie im Schlechten. Vielleicht liegt genau darin die Magie der Serie: Sie zeigt uns, dass wir alle ein bisschen Jerry, George, Elaine und Kramer in uns haben – und dass das okay ist.
Mein persönliches Highlight
Wenn ihr mich fragt – die beste Staffel ist und bleibt die fünfte. Da hatte die Show ihren Groove gefunden, Larry David war auf dem Höhepunkt seiner kreativen Kraft, und die Chemie zwischen den vier Hauptfiguren war einfach perfekt.
Besonders geliebt hab ich immer die Doppel- und Dreifachfolgen wie „The Boyfriend“ mit Keith Hernandez oder die Hamptons-Episode („Shrinkage!“). Oder natürlich der absolute Klassiker „The Contest“ – eine Folge über Masturbation, in der das Wort nie fällt! Genial!
Egal wie oft ich sie sehe, Seinfeld bleibt für mich die unangefochtene Königin der Sitcoms. Punkt. Ende der Diskussion. Wenn ihr das anders seht – tough luck! 😉
osen – nur um vieles lustiger.
Die zeitlose Brillanz der Charaktere
Die vier Hauptfiguren – Jerry, George, Elaine und Kramer – sind allesamt egozentrische Großstadtmenschen mit kleinen und großen Neurosen. Während andere Sitcoms ihre Hauptfiguren im Laufe der Zeit weiterentwickeln und „reifen“ lassen, beharrt Seinfeld auf dem Prinzip „No hugging, no learning“ – keine Umarmungen, kein Dazulernen. Die Charaktere bleiben konsequent sie selbst, mit allen ihren Schwächen und Fehlern. Und genau das macht sie so authentisch und zeitlos komisch.
Jason Alexander schafft es als George Costanza, einer der unsympathischsten Hauptfiguren der Fernsehgeschichte zu sein und dennoch unwiderstehlich komisch. Julia Louis-Dreyfus‘ Elaine ist eine der am besten geschriebenen Frauenfiguren ihrer Zeit, die mit den Männern in Sachen Egoismus und Zynismus locker mithalten kann. Michael Richards‘ Körperkomik als Kramer ist einfach legendär – ich muss nur an seinen typischen Auftritt durch Jerrys Tür denken, und schon muss ich schmunzeln.
Seinfelds kultureller Einfluss ist immens
Kaum eine Serie hat so viele Begriffe und Konzepte in die Popkultur und den Alltagssprachgebrauch eingeführt: „close-talker“, „double-dipper“, „re-gifter“, „yada yada yada“ – die Liste ist endlos. Häufig höre ich Bekannte sagen: „Das ist total Seinfeld!“ wenn sie eine absurde soziale Situation erleben. Die Serie hat es geschafft, eine eigene Sprache für die kleinen Absurditäten des menschlichen Verhaltens zu schaffen.
Wenn ich heute moderne Comedy-Serien wie „Curb Your Enthusiasm“, „It’s Always Sunny in Philadelphia“ oder „Veep“ sehe, erkenne ich immer wieder den Einfluss von Seinfeld. Die Konzentration auf soziale Faux-Pas, die minutiöse Beobachtung von Alltagssituationen und der unsentimentale Blick auf menschliches Verhalten – all das hat Seinfeld salonfähig gemacht.
Wie gut hält Seinfeld heute noch dem Vergleich stand?
Natürlich gibt es einige Aspekte, die aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß erscheinen. Manche Witze über Gender, Sexualität oder ethnische Gruppen würden heute anders geschrieben werden. Die Technik der 90er Jahre – diese riesigen Telefone! – wirkt heute nostalgisch-komisch.
Doch was mich überrascht: Die grundlegende Komik der Serie funktioniert immer noch hervorragend. Ich habe die Serie kürzlich mit meinem 20-jährigen Neffen geschaut, der vorher nichts mit Seinfeld zu tun hatte, und er hat sich weggeschmissen. Die Situationen, in die diese vier egozentrischen New Yorker geraten, sind in ihrer Absurdität zeitlos.
Bei jeder Wiederholung entdecke ich neue Feinheiten, Anspielungen oder kleine Gags im Hintergrund. Diese Liebe zum Detail, die sorgfältig konstruierten Handlungsbögen, die am Ende jeder Episode zusammenlaufen – all das zeugt von einer handwerklichen Meisterschaft, die in der Fernsehlandschaft ihresgleichen sucht.
Wie schlägt sich Seinfeld im Vergleich zu anderen Kult-Sitcoms?
Im direkten Vergleich zu anderen großen Sitcoms wie „Friends“, „The Office“ oder „How I Met Your Mother“ sticht Seinfeld durch seine kompromisslose Haltung hervor. Während andere Shows oft auf emotionale Momente oder persönliches Wachstum setzen, verweigert sich Seinfeld konsequent dem „Aww“-Moment. Die Serie hat nie versucht, herzerwärmend zu sein oder moralische Lektionen zu erteilen. Die Charaktere sind am Ende der Serie genauso egoistisch und kleinlich wie am Anfang – und das ist erfrischend ehrlich.
Als ich neulich mit Volker und Marco im Stammlokal in Andernach saß und wir über Serien diskutierten, kamen wir zu dem Schluss: Seinfeld ist einfach die intelligenteste Sitcom aller Zeiten. Nicht weil sie intellektuell daherkommt, sondern weil sie die Intelligenz des Publikums respektiert und nie den einfachen Weg der Sentimentalität wählt.
Unnützes Wissen: Hinter den Kulissen von Seinfeld
🎥 Wie alles anfing und fast endete
- Erstmal verkackt: Erster Titel war „The Seinfeld Chronicles“ – mega-Flop!
- Zweite Chance: Ein NBC-Typ (Rick Ludwin) nahm Geld aus seinem Budget für Special Events, um mehr Folgen zu produzieren
- Langsames Wachstum: Erst in Staffel 4 wurde die Show populär, als sie nach „Cheers“ lief
- Kohle ohne Ende: Ab Staffel 7 kostete jede Folge ca. 1 Million Dollar
- Der echte Monk’s: Das ikonische Café ist in Wahrheit Tom’s Restaurant in NYC (112th & Broadway)
🎭 Absurditäten am Set
- Test-Publikum fand die erste Folge total scheiße
- Jerry lehnte 5 MILLIONEN DOLLAR PRO FOLGE für eine 10. Staffel ab
- Das Finale haben 76,3 Millionen Amis live gesehen
- Der „Soup Nazi“ basiert auf einem echten New Yorker Suppenverkäufer (der später davon profitierte)
- Die Show hatte mehr als 60 Emmy-Nominierungen
- Kramer basiert auf Larry Davids echtem, durchgeknalltem Nachbarn Kenny Kramer
Von der Pleite zum Kult
Dass Seinfeld überhaupt existiert, grenzt eigentlich an ein Wunder. Die Entstehungsgeschichte liest sich wie ein „Was nicht tun“-Handbuch für TV-Shows. Alles begann 1988, als NBC an Jerry Seinfeld herantrat, nachdem er bei Johnny Carson in der „Tonight Show“ aufgetreten war. Jerry – damals ein respektierter, aber nicht mega-erfolgreicher Comedian – hatte keinen blassen Schimmer, wie man eine Sitcom macht. Also rief er seinen Kumpel Larry David an, der auch keine Ahnung hatte.
Und was haben die beiden Genies getan? Sich gesagt: „Lass uns eine Show ohne Story machen! Über nichts! Mit Figuren, die nicht nett sind und nichts lernen!“ Klingt nach einem Karriere-Selbstmord, oder? Natürlich haben die NBC-Testgruppen den Piloten GEHASST. In den Bewertungsbögen stand Zeug wie: „Diese Show ist zu New-York-lastig, zu jüdisch und zu selbstreferentiell.“
Als ich das Patrick und Volker letztes Jahr beim Grillen in meinem Garten in Andernach erzählt hab, konnten die es kaum glauben. Stellt euch vor, eine der größten TV-Shows aller Zeiten wäre fast im Keim erstickt worden! Und wer hat’s gerettet? Ein Typ namens Rick Ludwin, der nicht mal für Comedy zuständig war – der hat Geld aus seinem eigenen Special-Events-Budget abgezweigt, um den Start der Show zu finanzieren. Der wahre Held der Geschichte!
Pssst, geheimes Insider-Wissen: Krass ist auch, dass die meisten Seinfeld-Folgen gar nicht in New York gedreht wurden, sondern in Los Angeles! Die ollen Studio-Bosse wollten kein Geld für Drehs in NYC ausgeben. Nur die Außenaufnahmen sind echt New York. Aber weil ich letztes Jahr mit Dirk in New York war und wir extra zum Tom’s Restaurant gepilgert sind (das Vorbild für Monk’s Café) – die Fassade ist echt, aber innen sieht’s komplett anders aus als in der Show. War trotzdem cool, da ein Sandwich zu essen und so zu tun, als wäre man Teil der Gang.
Wie geht sowas schief? Das umstrittene Finale
Seinfeld hatte eines der kontroversesten Serienfinale ever. Am 14. Mai 1998 hockten 76,3 Millionen Amerikaner vorm TV, um zu sehen, wie die vier Hauptfiguren… im Knast landen. JA, im verdammten KNAST!
Kurz zusammengefasst: Die vier sehen einen Überfall, helfen aber nicht und machen sich stattdessen noch lustig über das Opfer. Als sie verhaftet werden, kommen bei der Gerichtsverhandlung alle möglichen Figuren aus früheren Folgen als Zeugen und erzählen, was für schreckliche Menschen die vier sind. Eine bizarre Meta-Abrechnung mit neun Staffeln asozialen Verhaltens.
Die Reaktionen waren… gemischt. Manche fanden’s genial, eine konsequente Bestrafung für jahrelangen Egoismus. Andere dachten: WTF? Nach 9 Jahren endet es SO?
Larry David, der für das Finale zurückkehrte, verteidigte die Entscheidung mit: „Wir wollten kein sentimentales Ende. Das wäre nicht Seinfeld gewesen.“ Typisch Larry – kompromisslos bis zum Ende!
Als ich das Finale damals gesehen habe – ich saß mit Freunden in meiner damaligen Studentenbude und wir hatten extra amerikanisches Bier besorgt – waren wir alle erstmal baff. Diese letzte Szene im Gefängnis, wo sie dasselbe Gespräch über Hemdknöpfe führen wie in der allerersten Folge… Ich fand’s irgendwie poetisch, aber Stefan war stocksauer. „Die haben die letzten 9 Jahre meines Lebens verschwendet!“ hat er geschrien und sein Bier auf den Tisch geknallt. Das Beste: Wir reden heute noch drüber. Ein gutes Ende muss nicht unbedingt ein glückliches sein.
Wie Seinfeld das Fernsehen für immer verändert hat
Ich könnte jetzt stundenlang erklären, wie Seinfeld praktisch alle Comedy-Serien beeinflusst hat, die danach kamen. Aber dann müssten wir hier sitzen, bis wir so alt wie Newman sind. Stattdessen die Kurzfassung:
Larry Davids „Curb Your Enthusiasm“ ist quasi Seinfeld ohne Filter – noch zynischer, noch egozentrierter, mit noch mehr peinlichen sozialen Situationen. Wenn ihr Seinfeld mögt, müsst ihr das checken!
„It’s Always Sunny in Philadelphia“ nimmt das Konzept „schreckliche Menschen tun schreckliche Dinge“ und dreht es nochmal 10 Stufen höher. Die „Gang“ aus Sunny macht die Seinfeld-Truppe fast sympathisch im Vergleich!
Und dann der ganze Schwung an Single-Camera-Comedys ohne Publikumslacher wie „Arrested Development“, „The Office“ oder „Parks and Recreation“ – alle verdanken sie Seinfeld etwas, auch wenn sie letztendlich herzlicher und optimistischer sind als ihr zynischer Urvater.
Mir fällt keine moderne Comedy-Serie ein, die nicht irgendwie von Seinfeld geprägt wurde. Die DNA dieser Show steckt überall drin – in der Art, wie Geschichten erzählt werden, wie Dialoge geschrieben sind, wie sie sich weigern, dem Publikum zu gefallen.
Die vier Soziopathen aus dem Monk’s Café
Jerry Seinfeld – Das ruhige Auge im Hurrikan
Eigentlich ja der Hauptcharakter, aber irgendwie auch der langweiligste der vier – sorry, Jerry! Als erfolgreicher Stand-up-Comedian ist er der finanzielle Anker der Gruppe und das vermeintlich moralische Zentrum, obwohl… na ja, moralisch ist relativ. Sein Apartment ist der Hauptschauplatz, wahrscheinlich weil die anderen drei Chaoten zu dement sind, um sich ihre eigenen Wohnungsschlüssel zu merken.
Jerry ist penibel ordentlich, fast schon zwanghaft, und findet IMMER einen lächerlichen Grund, seine Beziehungen zu beenden. Die Dame benutzt die gleiche Zahnbürste für Zähne und Kloschüssel? Ciao! Sie lacht bei „Schindlers Liste“? Auf Wiedersehen!
Das Geniale an der Figur: Jerry Seinfeld spielt quasi sich selbst, nur irgendwie doch nicht. Er kanalisiert seine realen Beobachtungen aus dem Stand-up in die Figur, gibt ihr aber genug fiktionale Elemente, dass es keine reine Selbstdarstellung ist. Clever!
George Costanza – Der König der Loser
Oh Mann, wo fang ich bei George an? Jason Alexanders Meisterwerk einer Figur – basierend auf dem echten Larry David (was einem mal wieder zeigt, was für ein Selbsthass-getriebenes Genie David ist).
George ist neurotisch, unsicher, geizig, wütend, neidisch, verlogen – praktisch jede negative menschliche Eigenschaft in einem kleinwüchsigen Glatzkopf mit Brille konzentriert. Seine Karriere ist ein einziges Auf und Ab – meistens Ab. Sein Liebesleben? Ein Trümmerhaufen. Seine Beziehung zu seinen Eltern? Traumatisch.
Und trotzdem… trotzdem! George ist vielleicht die faszinierendste Figur der Show. Seine ständigen Lügen, seine absurden Pläne, seine stümperhafte Suche nach Erfolg und Anerkennung – das alles macht ihn irgendwie… menschlich? Wir sehen uns selbst in George, in unseren schlechtesten Momenten. Er ist das, was wir alle werden könnten, wenn wir aufhören würden, uns zusammenzureißen.
Elaine Benes – Die Frau, die mit den Wölfen heult
Was für ein Glücksgriff Julia Louis-Dreyfus als Elaine war! Statt der typischen 90er-Jahre-Sitcom-Frau, die nur als moralischer Kompass für die Männer dient, ist Elaine genauso egoistisch, oberflächlich und neurotisch wie ihre männlichen Gegenspieler. Als Verlagslektorin und später als Führungskraft bei J. Peterman (einer der absurdesten fiktiven Firmen der TV-Geschichte) ist sie beruflich die erfolgreichste der Gruppe.
Aber ihr Privatleben? Eine Katastrophe! Ihre Beziehungen scheitern regelmäßig – oft wegen ihrer eigenen hohen Standards oder bizarren Vorlieben. Und wer könnte ihre ikonischen „little kicks“ vergessen, diesen verstörenden Tanz, der aussieht, als würde jemand einen Elektroschocker an ihr ausprobieren?
Was mich an Elaine immer begeistert hat: Sie ist komplex. Sie kann liebenswert sein und im nächsten Moment eiskalt. Sie ist ehrgeizig und intelligent, aber kann auch petty und kleinlich sein. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und tritt den Männern in den Hintern, wenn’s sein muss. Eine moderne Frau, die ihrer Zeit voraus war.
Cosmo Kramer – Das Chaos auf zwei Beinen
Und dann ist da noch Kramer. Die Wildcard. Der Joker im Stapel. Michael Richards‘ physische Comedy ist einfach nicht von dieser Welt – wie er durch Jerrys Tür schlittert, wie er sich bewegt, seine Gesichtsausdrücke… absolute Weltklasse!
Kramers absurdester Aspekt: Er hat keinen erkennbaren Job, aber trotzdem immer Geld. Seine Wohnung ist ein chaotisches Sammelsurium bizarrer Gegenstände. Seine Freunde, die wir nie sehen (Bob Sacamano! Lomez!), scheinen noch verrückter zu sein als er selbst.
Seine Geschäftsideen sind legendär in ihrer Absurdität: Ein Kaffeetischbuch über Kaffeetische, das selbst ein Kaffeetisch ist? Ein BH für Männer (der „Manssierre“ oder „Bro“)? Duftspray, das nach Strand riecht? Der Typ ist entweder ein Wahnsinniger oder ein verkanntes Genie – wahrscheinlich beides.
Was ich an Kramer immer geliebt habe: Er lebt komplett nach seinen eigenen Regeln. Die sozialen Normen, die die anderen drei zumindest vorgeben zu respektieren, existieren für ihn einfach nicht. Er ist wie ein Alien, der menschliches Verhalten imitiert, aber die Feinheiten nicht ganz kapiert hat.
Der wahre Bösewicht: Newman
Obwohl nicht Teil der Kerngruppe, verdient Newman (Wayne Knight) eine besondere Erwähnung. Als Jerrys Erzfeind und Komplize von George in einigen der absurdesten Handlungsstränge ist er die perfekte Nebenfigur.
Jerrys abfälliges „Hello… Newman“ ist einer der bekanntesten Running Gags der Serie. Das Beste: Die Feindschaft zwischen den beiden wird NIE richtig erklärt. Sie ist einfach da, wie eine Naturgewalt. Newman ist alles, was Jerry hasst: chaotisch, schmierig, manipulativ – und ausgerechnet Postbote, ein Job, den Jerry für unnötig hält. Als er in einer Folge gefragt wird, warum er Newman so hasst, antwortet Jerry einfach: „Er ist das Gegenteil von allem, was ich mag.“
Und trotzdem: Dieser übergewichtige, schwitzende Postbote mit dem manischen Lachen hat sich in die Herzen der Fans geschlichen. Seine Boshaftigkeit hat etwas fast Bewundernswertes – er ist stolz darauf, ein Bösewicht zu sein!
Bissige Antworten auf Fragen, die kein Mensch stellt
Warum zum Henker war Seinfeld so revolutionär?
Weil’s ein Totalbruch mit allem war, was Comedy im Fernsehen bis dahin gemacht hatte! Das „Show about nothing“-Konzept (Alltagssituationen statt großer Plots), der komplette Verzicht auf moralische Lektionen und emotionale Momente („No hugging, no learning“) und die Tatsache, dass alle Hauptfiguren im Kern furchtbare Menschen sind – das war absolutes Neuland. Seinfeld hat dem Publikum auch einfach mehr zugetraut als andere Shows. Der Humor war teilweise so subtil und selbstreferentiell, dass man schon aufpassen musste, um alle Gags zu verstehen. Seither kopieren praktisch alle Comedy-Serien mindestens einen Aspekt der Seinfeld-Formel.
Wer ist eigentlich schuld an dem ganzen Schlamassel?
Primär zwei Misanthropen: Comedian Jerry Seinfeld und der notorisch grummelige Larry David. Die beiden haben die Show 1989 zusammen entwickelt und gewissermaßen ihre persönlichen Neurosen auf die Leinwand projiziert. Larry David war in den ersten sieben Staffeln der Hauptshowrunner und prägte den zynischen Ton der Serie maßgeblich. Als er für Staffel 8 und 9 ausgestiegen ist (er kehrte nur fürs Finale zurück), wurde die Show unter Jerry Seinfelds Leitung etwas alberner und surrealer. Heute sehen viele Fans Larry David als das eigentliche kreative Genie hinter Seinfeld – schließlich basiert George Costanza auf ihm, und seine spätere Serie „Curb Your Enthusiasm“ ist quasi eine noch extremere Version des Seinfeld-Konzepts.
Was sind die absoluten Must-Watch-Folgen für Seinfeld-Neulinge?
Da müsste man eigentlich ins Schwärmen geraten, aber wenn ich mich kurz fassen muss: „The Contest“ (die mit der Masturbations-Wette ohne das Wort zu erwähnen), „The Soup Nazi“ (NO SOUP FOR YOU!), „The Marine Biologist“ (Georges legendärer Monolog am Ende), „The Dinner Party“ (die verzweifelte Suche nach einem Babka), „The Parking Garage“ (wo sie ihr geparktes Auto nicht finden), „The Chinese Restaurant“ (22 Minuten Warten auf einen Tisch – und sonst nix!), „The Opposite“ (in der George das Gegenteil von allem tut), „The Bubble Boy“ (MOOPS!), „The Junior Mint“ (ein Bonbon im Operationssaal) und natürlich „The Puffy Shirt“ (ein legendär schreckliches Hemd). Mit diesen bist du gut bedient – oder wie George sagen würde: „I WAS IN THE POOL!“
Basieren die Seinfeld-Figuren auf echten Menschen?
Oh ja, und das ist fast das Beste! Jerry spielt ne Version von sich selbst, logisch. George ist weitgehend auf Larry David basiert (der Typ hat mal echt seinen Job gekündigt und ist am nächsten Tag so getan, als wäre nichts passiert). Kramer basiert auf Larry Davids ehemaligem Nachbarn Kenny Kramer, der nach dem Erfolg der Serie Seinfeld-Touren in New York anbot. Elaine basiert auf verschiedenen Ex-Freundinnen von Seinfeld und David. Und der „Soup Nazi“? Den gab’s wirklich in NYC – der Suppenkoch Al Yeganeh war wegen seiner strengen Regeln berüchtigt. Nach der Show war er sauer über den „Nazi“-Spitznamen, hat aber später kommerziell daraus Kapital geschlagen. Auch viele der absurdesten Storylines basieren auf echten Erlebnissen der Autoren. Wenn dir also was Absurdes passiert – tröste dich: Es könnte eine Seinfeld-Folge werden!
Wird’s JEMALS eine Fortsetzung oder Reunion geben?
Sehr unwahrscheinlich. Jerry Seinfeld und Larry David haben wiederholt betont, dass die Serie genau so enden sollte, wie sie es tat. Seinfeld hat sogar ein Angebot von 5 MILLIONEN DOLLAR PRO FOLGE für eine 10. Staffel abgelehnt (ja, du hast richtig gehört, 5 MILLIONEN!). Zu viel Geld? Gibt’s wohl nicht für den Mann, der mal gesagt hat: „I like to end things on a high note.“ Eine Mini-Reunion gab’s allerdings in Staffel 7 von „Curb Your Enthusiasm“, wo die vier Hauptdarsteller in einer Meta-Storyline über eine fiktive Seinfeld-Reunion auftraten. Das ist vermutlich das Nächste an einer Fortsetzung, was wir je bekommen werden – es sei denn, Bezos oder Musk bieten demnächst eine Milliarde pro Folge. Aber selbst dann wäre ich skeptisch.
War das Finale wirklich so scheiße wie alle sagen?
Puh, schwierige Frage! Das Finale von Seinfeld bleibt bis heute umstritten. Nach neun Staffeln voller bösartiger Späße, Egoismus und konsequenter Amoralität wurden die vier Hauptfiguren im Finale vor Gericht gestellt und landeten im Gefängnis – eine Art poetische Gerechtigkeit, wenn man so will. Larry David, der für das Finale zurückkehrte, wollte definitiv kein warmherziges, sentimentales Ende. Viele Fans fanden das enttäuschend, andere sahen es als konsequenten Abschluss für eine Serie, die sich immer gegen Konventionen gesträubt hatte. Ich persönlich finde das Konzept clever, aber die Umsetzung etwas holprig. Ein paar mehr Lacher hätten nicht geschadet! Im Nachhinein hat David die kontroverse Rezeption mit den Worten kommentiert: „Ich bereue nichts!“ Warum auch – der Typ wurde für neun Staffeln fürstlich bezahlt und hat mit „Curb“ sein eigenes Meisterwerk geschaffen.
Für wen ist dieses neurotische Quartett geeignet?
Seinfeld ist perfekt für dich, wenn…
- Du ständig Alltagssituationen überanalysierst („Warum tut der das? Ist das normal? Gibt’s dafür Regeln?“)
- Du manchmal selbst überlegst, ob du den sozialen Vertrag korrekt verstanden hast
- Dir 90er-Jahre-Fashion und -Technik ein nostalgisches Kribbeln verursacht
- Du Larry Davids „Curb Your Enthusiasm“ auch nur halbwegs erträglich findest
- Du schwarzen, bissigen, manchmal unbequemen Humor magst
- Du Alltagsbeobachtungen schätzt statt großer Comedy-Gags
Lass besser die Finger davon, wenn…
- Du herzerwärmende Momente und charakterliche Entwicklung suchst (hier gibt’s keine Umarmungen, keine Tränen, keine Lektionen)
- Du dich an unmoralischen Hauptfiguren störst (hier wird Egoismus zelebriert!)
- Du mit Fremdscham nicht umgehen kannst (oh Junge, davon gibt’s hier VIEL)
- Du nach einer Serie mit durchgehender Handlung suchst (hier ist fast jede Folge ein Standalone)
💡 Ehrliche Altersempfehlung: Die offizielle FSK-Einstufung liegt bei 12 Jahren, aber seien wir ehrlich – die richtig guten Witze checkt man erst mit 16+ wirklich. Gebt’s zu, als Kinder habt ihr auch nicht verstanden, worum es bei „The Contest“ ging! Damals dachte ich ernsthaft, es geht nur darum, wer am längsten wach bleiben kann… Erst Jahre später hab ich kapiert, warum mein Vater so gegrinst hat. Die Serie spielt auch sehr stark mit sozialen Konventionen und Tabus, für deren Verständnis man schon ein bisschen Lebenserfahrung braucht.
Wenn dir dieser Quatsch gefällt, dann magst du wahrscheinlich auch…
Für alle Seinfeld-Junkies hier meine persönliche Drogerie für Nachschub:
Warum diese anderen Problemfälle?
Larry Davids „Curb Your Enthusiasm“ ist quasi Seinfeld nach drei Flaschen Wein und ohne Schlafentzug-Filter. Es ist im Grunde genommen die unzensierte Version dessen, was Seinfeld im Network-TV nicht zeigen konnte. Stellt euch George Costanza vor, der reich ist und komplett jeden Filter verloren hat. Das ist „Curb“. Meine Güte, als ich mit Dirk das erste Mal die Folge gesehen hab, wo Larry sich mit einem Kriegsveteranen über dessen Beinprothese streitet… wir haben gelacht, bis wir uns schämten, und uns geschämt, bis wir wieder lachten.
„It’s Always Sunny in Philadelphia“ nimmt das Konzept moralisch fragwürdiger Hauptfiguren und dreht den Regler auf 11. Im Vergleich zur „Gang“ aus Sunny wirken die Seinfeld-Figuren wie Samariter. Absolut keine Grenzen, keine Moral, keine Hemmungen. Schon der Titel der ersten Folge („The Gang Gets Racist“) sagt alles. Absolut NICHTS für schwache Gemüter, aber wer Seinfelds Dunkelheit mochte, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
„Arrested Development“ teilt mit Seinfeld die komplexe Erzählstruktur, den schnellen Dialogwitz und die Fähigkeit, über Folgen hinweg Gags aufzubauen und zu verknüpfen. Es ist vielleicht die intelligenteste Comedy-Serie aller Zeiten, mit Anspielungen und Jokes, die man erst beim dritten Durchlauf bemerkt. Als ich letztes Jahr mit Stefan in Koblenz beim Mittagessen saß, haben wir uns 20 Minuten lang nur über versteckte Gags in Arrested Development unterhalten.
📌 Meine ultimative Empfehlung: Wenn ihr nichts anderes schaut, dann bitte „Curb Your Enthusiasm“! Es ist Seinfeld auf Steroiden, ohne TV-Einschränkungen und mit noch mehr Larry David-Wahnsinn. Der renommierte TV-Kritiker Matt Zoller Seitz beschrieb es mal als „die kompromissloseste Comedy-Serie in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens„. Was George in Seinfeld nur andeuten konnte, lebt Larry in Curb voll aus. Die Serie hat diese magische Qualität, dass man gleichzeitig denkt „Oh Gott, wie kann er nur?!“ und „Ja, er hat eigentlich recht…“ – genau wie bei Seinfeld, nur mit Anlauf und ohne Fallschirm!
Wo kann man diese Chaoten heute noch erleben?
📀 Seinfeld streamen: Alle 9 Staffeln und 180 Folgen gibt’s aktuell auf Netflix zu sehen. Alternativ kann man einzelne Folgen oder Staffeln bei Amazon Prime Video kaufen, falls man die wirklich immer wieder anschauen will. Ich persönlich hab den Kram ständig im Hintergrund laufen, während ich zu Hause rumlungere – ist wie ein alter Freund, der ständig schlechten Quatsch erzählt. Manchmal hab ich das Gefühl, George, Jerry, Elaine und Kramer wohnen bei mir.
💬 Eure Gedanken zu Seinfeld?
Ich brenne darauf zu hören, welche Folgen ihr am besten findet! Ist „The Contest“ wirklich die beste aller Zeiten? Oder gehört der Titel „The Soup Nazi“ oder „The Marine Biologist“? Und was haltet ihr vom Finale – geniale Schlusspointe oder bittere Enttäuschung? Lasst es mich in den Kommentaren wissen! (Und ja, ich lese wirklich alle… meistens.)
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