Der 1979 erschienene Kultfilm „Das Leben des Brian“ (Life of Brian) ist wohl die berühmteste Komödie der britischen Comedy-Truppe Monty Python. Unter der Regie von Terry Jones und mit dem fantastischen Graham Chapman in der Hauptrolle entstand eine der bissigsten Religionssatiren aller Zeiten, die auch nach über 40 Jahren nix von ihrer Sprengkraft verloren hat. Die Geschichte um den armen Brian, der zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurde und fälschlicherweise für den Messias gehalten wird, hat mittlerweile Kultstatus erreicht.
📽️ Film-Fakten auf einen Blick:
- 🎬 Originaltitel: Life of Brian
- 📆 Erscheinungsjahr: 1979
- 🎭 Genre: Komödie, Satire
- ⏱️ Laufzeit: 94 Minuten
- 🔞 FSK: 12
- 🎞️ Produktion: HandMade Films, Python (Monty) Pictures
Handlung:
Brian Cohen wird zur gleichen Zeit wie Jesus in einem Stall in Bethlehem geboren. Schon als Baby wird er kurzzeitig mit dem Messias verwechselt, als die Weisen aus dem Morgenland zunächst bei seiner Mutter Mandy landen. Im Erwachsenenalter lebt Brian als normaler Bürger im von den Römern besetzten Judäa und ist genervt von der Fremdherrschaft. Nach einem gescheiterten Anschlag auf den römischen Statthalter Pontius Pilatus flieht er vor römischen Soldaten und gibt sich spontan als Prediger aus. Seine improvisierten Worte begeistern zufällig Anwesende, die ihn prompt zum Messias erklären – sehr zu Brians Leidwesen.
Trotz verzweifelter Versuche, seine unfreiwilligen Anhänger loszuwerden, wächst seine Gefolgschaft stetig an. Sie deuten all seine Handlungen und Worte als göttliche Zeichen und Weisheiten. Währenddessen schließt sich Brian der Volksfront von Judäa an, einer Widerstandsgruppe gegen die römische Besatzung, die sich hauptsächlich mit internen Streitigkeiten und der Rivalität zur Judäischen Volksfront beschäftigt. Nach weiteren Missverständnissen wird Brian schließlich von den Römern gefangen genommen und zum Tode durch Kreuzigung verurteilt.
⭐ Stab & Schauspieler
Regie: Terry Jones
Drehbuch: Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones, Michael Palin
Musik: Geoffrey Burgon
Kamera: Peter Biziou
Schnitt: Julian Doyle
Produktion: John Goldstone, George Harrison
Schauspieler|innen:
Schauspieler | Rolle | Deutsche Synchronstimme |
---|---|---|
Graham Chapman | Brian Cohen / Erste Weise | Thomas Danneberg |
John Cleese | Reg (Anführer der Volksfront) / Zenturio / Hoher Priester | Mogens von Gadow |
Terry Gilliam | Ein anderer Prophet / Blutiges Selbstmord-Kommando | Joachim Tennstedt |
Eric Idle | Stan/Loretta / Mr. Cheeky / Selbstmordkommando | Arne Elsholtz |
Terry Jones | Brians Mutter Mandy / Simon der Heilige | Friedrich Georg Beckhaus |
Michael Palin | Pontius Pilatus / Francis / Ex-Leprakranker | Friedrich W. Bauschulte |
Sue Jones-Davies | Judith | Dagmar Heller |
Spike Milligan | Prophet | Edgar Ott |
George Harrison | Mr. Papadopoulos (Cameo) | – |
🎬 Wissenswertes
Das Leben des Brian ist nich nur irgendein Film, sondern ein Stück Kulturgeschichte, das fast nie entstanden wäre. Ursprünglich wollten die Pythons einen Film mit dem Titel „Jesus Christ: Lust for Glory“ drehen. Nach intensiver Recherche entschieden sie jedoch, dass Jesus selbst eigentlich sehr vernünftige Dinge gesagt hatte und sich daher nicht für eine Satire eignete. Stattdessen entwickelten sie die Idee eines Mannes, der zur gleichen Zeit lebt und fälschlicherweise für den Messias gehalten wird.
Die Finanzierung gestaltete sich extrem schwierig. EMI Films zog sich nur wenige Tage vor Drehbeginn zurück, weil der Vorstandsvorsitzende Bernard Delfont das Drehbuch als blasphemisch betrachtete. In buchstäblich letzter Minute sprang Ex-Beatle George Harrison ein und gründete extra die Produktionsfirma HandMade Films, um den Film zu finanzieren. Als man ihn fragte, warum er das tat, antwortete er angeblich: „Weil ich den Film sehen wollte.“ Der Musiker investierte etwa 4 Millionen Pfund – quasi sein gesamtes persönliches Vermögen – in das Projekt. Harrison hat übrigens auch einen kurzen Cameo-Auftritt im Film als Mr. Papadopoulos.
💡 Wusstest du schon?
Die berühmte Szene mit dem Sprachfehler des Pontius Pilatus („Welease Woger!“) basiert auf einer wahren Begebenheit. Michael Palin kannte einen Lehrer, der nicht „R“ sagen konnte, was für die Schüler immer ein Grund zum Lachen war.
🎭 Besetzungs-Trivia
Graham Chapman, der Brian spielte, war während der Dreharbeiten trockener Alkoholiker. Um nüchtern zu bleiben, trank er literweise Gingerale. Er hatte auch ein fotografisches Gedächtnis und musste seine Texte kaum lernen.
Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in Tunesien statt, teilweise sogar an denselben Orten, an denen zuvor „Star Wars“ gedreht worden war. Die Kreuzigungsszenen wurden in der Nähe der antiken Stadt Karthago aufgenommen. Die Bedingungen waren hart – die Schauspieler mussten in der brennenden Sonne auf ihren Kreuzen ausharren, während sich die Crew im Schatten aufhielt. Eric Idle hat mal gesagt, dass er während dieser Szenen seinen Mitschauspielern nicht in die Augen schauen konnte, weil er sonst loslachen musste.
Der Film sorgte vor und nach seiner Veröffentlichung für heftige Kontroversen. In Norwegen war er acht Jahre lang verboten, in Italien sogar 11 Jahre. In Großbritannien gab es massive Proteste religiöser Gruppen, die den Film nicht mal gesehen hatten. Die BBC produzierte sogar eine Debatte namens „Friday Night, Saturday Morning“, in der John Cleese und Michael Palin gegen den Bischof von Southwark und einen christlichen Journalisten antraten.
Terry Gilliam nutzte dieselbe Animationstechnik wie bei „Monty Python’s Flying Circus“, um die ikonischen Cartoons und Übergänge zu gestalten. Diese Mischung aus ausgeschnittenen Fotos und Zeichnungen wurde zu einem unverwechselbaren Markenzeichen der Gruppe.
Die berühmte Schlussszene mit dem Lied „Always Look on the Bright Side of Life“ wurde erst kurz vor Drehende ins Drehbuch aufgenommen. Eric Idle schrieb das Lied innerhalb kürzester Zeit, und es wurde zu einem der bekanntesten Python-Songs überhaupt. Bei britischen Beerdigungen gehört es mittlerweile zu den am häufigsten gespielten Liedern – was irgendwie perfekt zum schwarzen Humor der Pythons passt, oder?
Warum heißt der Film auf Deutsch „Das Leben des Brian“ und nicht „Brians Leben“?
Die Pythons wollten mit dem Titel eine klare Parodie auf biblische Erzählungen wie „Das Leben Jesu“ schaffen. Im Deutschen wurde diese Anspielung beibehalten, um den satirischen Charakter zu unterstreichen.
Wurde der Film tatsächlich verboten?
Ja, in mehreren Ländern und Städten! In Norwegen war er 8 Jahre lang verboten, in etlichen britischen Gemeinden gab’s Vorführverbote. In Deutschland hat die FSK den Film erst nach heftigen Debatten freigegeben, allerdings zunächst nur „ab 18“.
Stimmt es, dass George Harrison den Film finanziert hat?
Absolut! Harrison gründete extra die Firma HandMade Films und investierte rund 4 Millionen Pfund, nachdem EMI kurz vor Drehbeginn abgesprungen war. Er tat dies hauptsächlich, weil er selbst ein großer Python-Fan war und den Film unbedingt sehen wollte.
💭 Meine Bewertung
Ich hab „Das Leben des Brian“ bestimmt schon zwanzigmal gesehen, und trotzdem entdecke ich bei jedem Durchlauf neue Details. Was mich an dem Film nach wie vor begeistert, ist die perfekte Balance zwischen tiefsinniger Gesellschaftskritik und absolutem Klamauk. Die Szene mit der „Volksfront von Judäa“ vs. „Judäische Volksfront“ ist für mich immer noch die genialste Satire auf politische Splittergruppen überhaupt.
Die Leistung von Graham Chapman als Brian ist einfach phänomenal – er schafft es, inmitten all des Wahnsinns der einzige halbwegs normale Mensch zu sein. Muss schon sagen, dass mich die berühmte „What have the Romans ever done for us?“-Szene jedes Mal umhaut. Die ist so zeitlos und trifft auch heute noch ins Schwarze.
Klar, manche finden den Film blasphemisch, aber ehrlich gesagt geht’s doch gar nicht wirklich um Religion an sich. Die Pythons machen sich viel mehr über blinden Fanatismus und die Leichtgläubigkeit von Menschen lustig, die einem Messias hinterherlaufen wollen – egal wem. Und das war damals schon relevant und ist es heute vielleicht sogar noch mehr.
🎬 Für Fans von…
🍿 Film-DNA-Analyse
„Das Leben des Brian“ steht auf den Schultern früherer Satiren wie Woody Allens „Bananas“ und hat wiederum spätere Religionssatiren wie Kevin Smiths „Dogma“ nachhaltig beeinflusst. Die Mischung aus intelligenter Gesellschaftskritik und absurdem Humor findet sich später in Filmen wie „In the Loop“ oder den Werken von Armando Iannucci wieder. Der anarchische Grundton und die episodenhafte Struktur haben zudem Spuren in britischen Komödien wie „Shaun of the Dead“ oder „Hot Fuzz“ hinterlassen.
🎦 Wo kannst du Das Leben des Brian sehen?
Den Film kannst du aktuell bei Amazon Prime Video im Abo streamen. Außerdem ist er als DVD und Blu-ray bei verschiedenen Händlern erhältlich.
Trailer (leider keinen guten in Deutsch gefunden, mit vernünftiger Qualität):
Was meinst du: Ist „Das Leben des Brian“ wirklich blasphemisch oder trifft die Satire vor allem religiösen Fanatismus und menschliche Dummheit?