Habt ihr schon mal was von „Gute Reise“ gehört? Als ich letztens im Koblenzer Filmforum saß und durch’s Programm blätterte, bin ich auf diesen fast vergessenen Hitchcock-Schatz gestoßen! Der Mann hat ja einiges auf’m Kasten, aber dass er 1944 mitten im Krieg ’nen französischen Propagandafilm gedreht hat – das wusste ich echt nicht. Musste natürlich direkt recherchieren und bin auf ’ne spannende Geschichte gestoßen!
Der Film (im Original „Bon Voyage„) wurde von niemand Geringerem als Alfred Hitchcock für’s britische Informationsministerium inszeniert. Mich hat’s ehrlich überrascht, wie viel typischen Hitchcock-Stil er in so’n kurzes Format packen konnte, trotz der offensichtlichen Propaganda-Absicht dahinter.
📽️ Film-Fakten auf einen Blick:
- 🎬 Originaltitel: Bon Voyage
- 📆 Erscheinungsjahr: 1944 (mitten im Zweiten Weltkrieg!)
- 🎭 Genre: Kriegsfilm, Thriller, Propaganda-Kurzfilm
- ⏱️ Laufzeit: Gerade mal 26 Minuten
- 🔞 FSK: Ab 16 – wegen der Kriegsthematik logisch
- 🎞️ Produktion: Britisches Informationsministerium (ungewöhnlich für Hitchcock!)
Worum geht’s eigentlich?
Die Geschichte dreht sich um den jungen Schotten John Dougall, RAF-Pilot, der aus ’nem deutschen Kriegsgefangenenlager türmen konnte. Nach seiner Flucht durch Frankreich und der glücklichen Rückkehr nach London wird er von ’nem französischen Geheimdienstoffizier befragt, wie er’s eigentlich geschafft hat zu entkommen.
In Rückblenden erzählt Dougall seine Version: Zusammen mit ’nem polnischen Mitgefangenen ist er durch’s besetzte Frankreich getingelt, immer knapp an den Nazis vorbei. Dabei wurde ihm von verschiedenen Leuten geholfen – manche freundlich, manche verdächtig. Typisch Hitchcock kommt dann die Wendung: Der französische Offizier erklärt ihm, dass sein angeblicher polnischer Kumpel in Wirklichkeit ein Gestapo-Spitzel war! Der hat den arglosen Schotten benutzt, um Résistance-Leute aufzuspüren – viele von denen, die Dougall geholfen hatten, wurden danach erschossen. Ziemlich heftig für’n 26-Minüter!
⭐ Wer steckt dahinter?
Hitchcock hat für diesen Film ’ne ziemlich ungewöhnliche Truppe zusammengetrommelt. Das Interessante: Fast alle Schauspieler blieben anonym – und das hatte ’nen verdammt guten Grund!
Regie: Alfred Hitchcock (na klar)
Drehbuch: Angus MacPhail und J.O.C. Orton (basierend auf ’ner Idee von Arthur Calder-Marshall)
Kamera: Günther Krampf
Musik: Benjamin Frankel
Schauspieler|innen:
Wer? | Rolle |
---|---|
John Blythe | Sergeant John Dougall |
Janique Joelle | Jeanne |
Die „Molière Players“ | Diverse Rollen |
Hab mich gefragt, warum die meisten Namen unter’m Teppich gehalten wurden – die Antwort ist krass: Die Schauspieler wollten anonym bleiben, weil sie Angst um ihre Familien in Frankreich hatten! Die „Molière Players“ waren französische Theaterschauspieler, die vor den Nazis nach England geflohen waren. Hätten die Deutschen ihre Namen erfahren, wären ihre Verwandten in Frankreich in Gefahr gewesen. Stellt euch das mal vor – ein Film drehen und nich‘ mal im Abspann stehen können, weil’s lebensgefährlich ist!
🎬 Fun Facts & Wissenswertes
„Gute Reise“ war einer von zwei Kurzfilmen, die Hitch für die Briten drehte. Der zweite hieß „Aventure Malgache“ (auf Deutsch: „Landung auf Madagaskar“) – auch 1944 entstanden. Beide auf Französisch gedreht, damit sie in den befreiten französischen Gebieten laufen konnten. Mein Französisch is‘ nich‘ so dolle, aber zum Glück gibt’s Untertitel!
💡 Hätt‘ ich nie gedacht:
Hitchcock hat für den Film nur läppische 10 Pfund pro Woche kassiert! Stellt euch vor – der berühmteste Regisseur seiner Zeit arbeitet quasi für’n Appel und ’n Ei. Das zeigt, wie wichtig ihm der Kriegseinsatz war. Der gute Alfred konnte selbst nich‘ an die Front (zu dick und zu alt, wie er später selbstironisch zugab), also hat er mit dem gemacht, was er am besten konnte.
🎭 Warum überhaupt?
Hitch fühlte sich wohl ’n bisschen schlecht, weil er nach Hollywood abgehaun war, während andere britische Filmleute im bombarden London blieben. Sein alter Produzent Michael Balcon hat mal ’ne fiese Bemerkung über „übergewichtige britische Regisseure“ fallen lassen, die nach Amerika geflohen sind. Das hat gesessen! Da musste Hitchcock wohl was tun, um sein Gesicht zu wahren. Kann ich verstehen, ich hätt’s genauso gemacht.
Was mich total fasziniert: Hitch hat hier schon ’ne Erzähltechnik benutzt, die später im berühmten „Rashomon“ von Kurosawa zum Markenzeichen wurde – dieselbe Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen. Und das 1944! Der Mann war echt seiner Zeit voraus.
Lustig (oder eher tragikomisch): Die Filme waren dem Ministerium am Ende zu „entzündlich“ – sprich: zu ehrlich und zu wenig Jubelpropaganda. Sie verschwanden in der Schublade und wurden tatsächlich erst in den 90ern vom British Film Institute wiedergefunden. Typisch Behörden-Logik: Beauftragen ’nen Künstler und wundern sich dann, dass er was Künstlerisches abliefert statt stumpfer Propaganda!
Der französische Regisseur François Truffaut (kennt ihr sicher, „Sie küssten und sie schlugen ihn“ und so) hat behauptet, er hätte „Bon Voyage“ gesehen – aber bei „Aventure Malgache“ bin ich skeptisch. Der Film war scheinbar fast 50 Jahre komplett verschollen. Mich würde mal interessieren, was aus den originalen Filmrollen geworden ist… irgendwo in ’nem feuchten Keller geschimmelt?
Die Drehbedingungen waren übrigens alles andere als glamourös – knausriges Budget, Zeitdruck, Kriegseinschränkungen. Gedreht wurde in den Associated British Studios vom 20. Januar bis zum 25. Februar 1944. Da ham‘ se sich ganz schön ranhalten müssen! Trotzdem hat Hitchcock es geschafft, ’nen athmosphärisch dichten Film zu machen, der viele seiner Lieblingsthemen vorwegnimmt: Misstrauen, falsche Identitäten, Verrat. Wer später „Der Fremde im Zug“ oder „Vertigo“ mochte, findet hier schon die DNA dieser Filme.
Das Beste an der Geschichte: Hitchcock hatte während der Dreharbeiten ständig französische Militärberater am Set, die ihm reinquatschten – und sich dabei gegenseitig in die Haare kriegten! Diese Erfahrung hat ihn angeblich zu „Aventure Malgache“ inspiriert, wo’s hauptsächlich um die Zerstrittenheit im französischen Widerstand geht. Tja, manchmal ist das wahre Drama hinter der Kamera, wa?
📀 Wo kann man den Streifen sehen?
Als ich das erste Mal von diesem Film hörte, dacht‘ ich: „Den find‘ ich nie im Leben!“ Die Dinger waren echt schwer zu kriegen. Als 2005 oder so hab ich mal ’ne Sendung auf ARTE gesehen, da liefen beide Filme mit deutschen Untertiteln – mitten in der Nacht, typisch ARTE eben. In den USA kam irgendwann ’ne DVD raus, aber die war hier kaum zu bekommen.
Als ich letztes Jahr im Koblenzer Filmforum war, hatten die tatsächlich die „Alfred Hitchcock XXL“-Edition im Verkauf – da sind beide Kurzfilme mit drauf, sogar deutsch synchronisiert! Die Synchro klingt zwar ’n bisschen steif, aber besser als nix.
Inzwischen gibt’s den Film ab und zu auch bei Streaming-Anbietern, meistens aber nur im Paket mit „Aventure Malgache“ oder als Teil von Hitchcock-Kollektionen. Die Bildqualität ist… naja, sagen wir mal „historisch authentisch“ – körnig, kratzig, aber irgendwie passt das ja zum Thema.
Wenn ihr Glück habt, findet ihr den Film bei Tubi TV im Stream – hab ich letztens dort entdeckt. Allerdings nur mit englischen Untertiteln, also ’n bisschen Englisch solltet ihr schon können. Oder ihr macht’s wie mein Vater: Einfach gucken und raten, was die sagen! Der behauptet bis heute, er hätte „La Boum“ ohne Untertitel verstanden… na klar, Papa!
💭 Meine ehrliche Meinung
Hab den Film drei Mal gesehen und entdeck‘ immer noch neue Details. Beim ersten Mal war ich eher enttäuscht – hatte mehr Action erwartet. Beim zweiten Mal hab ich die clevere Struktur erst richtig kapiert. Und beim dritten Mal konnt‘ ich die ganzen Hitchcock-Finessen genießen… der Mann war einfach ’n Genie!
❓ Häufige Fragen zum Film
Immer wenn ich über diesen Film rede, kommen dieselben Fragen. Hier mal die Top 3, die mir ständig gestellt werden:
Warum hat Hitchcock auf Französisch gedreht, wenn er selbst kein Wort Französisch konnte?
Tja, das frag ich mich auch manchmal! War natürlich ’ne logistische Herausforderung. Aber der Film sollte halt in den befreiten französischen Gebieten laufen, um die Résistance zu unterstützen. Hitchcock hatte zum Glück die französischen Schauspieler und Berater, die ihm geholfen haben. Er hat angeblich die Szenen auf Englisch erklärt, und die Schauspieler haben’s dann auf Französisch umgesetzt. Muss lustig gewesen sein am Set!
Ist der Film genauso gut wie Hitchcocks richtige Filme?
Ach Quatsch, natürlich nicht! Mit „Psycho“ oder „Vertigo“ kann man’s nicht vergleichen – ist ja auch nur ’n Kurzfilm mit Propaganda-Hintergrund und Mini-Budget. Aber überraschend gut isser trotzdem! Man erkennt klar Hitchcocks Handschrift: Die Spannungsaufbau, die Täuschungen, das Misstrauen. Wie ’n kleines Hitchcock-Aperitif, würd‘ ich sagen!
Warum wurde der Film nach Fertigstellung in der Schublade versenkt?
Tja, Behördenlogik! Das Informationsministerium fand den Film wohl „zu entzündlich“ – was immer das heißen mag. Wahrscheinlich weil Hitchcock die Infiltration der Résistance durch Nazi-Spitzel zu realistisch dargestellt hat. Für reine Propaganda war das zu ehrlich und zu komplex. Die wollten vermutlich einfache „Franzosen gut, Deutsche böse“-Geschichten, aber Hitchcock war schon immer zu clever für sowas. ‚N bisschen wie wenn man heute ’nem Kunstregisseur sagt: „Mach mal ’nen Werbespot“ – kommt halt was Interessanteres raus als geplant!
🎬 Falls dir der Film gefällt…
Wenn dir „Gute Reise“ gefallen hat (und ich wett‘, das tut er!), dann könnten diese Filme und Serien auch dein Ding sein:
Wenn dich die Résistance-Thematik packt (ich find‘ das Thema super spannend!), dann guck dir unbedingt auch diese an:
Die Armee im Schatten
Der Zug
Letztens hab ich übrigens „Inglourious Basterds“ nochmal gesehen – okay, der ist deutlich brutaler und überdrehter als Hitchcocks Werk, aber irgendwie fühl‘ ich ’ne Verbindung zwischen den Filmen. Tarantino muss „Gute Reise“ gekannt haben, da wett‘ ich drauf!
Findet ihr’s auch so faszinierend, wie selbst die größten Regisseure in Kriegszeiten ihren Teil beigetragen haben? Als ich neulich im Filmmuseum Düsseldorf war, hab ich ’ne ganze Ausstellung über Kriegspropaganda-Filme gesehen – von beiden Seiten. Erschreckend, wie Kino als Waffe eingesetzt wurde… aber manchmal kamen eben auch kleine Kunstwerke dabei raus.
Kennt ihr andere „versteckte“ Hitchcock-Werke? Oder habt ihr „Gute Reise“ schon mal gesehen? Würd‘ mich brennend interessieren, was ihr davon haltet! Schreibt’s in die Kommentare!