Der neue Lifecycle von Filmen und Serien: Die Reaction Videos
Das Phänomen des Reaction Videos ist keineswegs neu und reicht im Netz rund 20 Jahre
zurück. Gerade rund um das Medium Film und Serien genießen Reactions derzeit
besondere Popularität. Dieser Trend bringt Vor- und Nachteile mit sich. Dies geht sogar so
weit, dass bereits akademische Auseinandersetzungen mit dieser Art von Inhalten generiert
werden.
Alte Inhalte für eine neue Generation
Ein klarer Vorteil von Reactions zu älteren Filmen und Serien ergibt sich durch eine erneute
Aktualität des Materials. Erst durch die Reaktionen einer jüngeren Generation auf Klassiker,
wie “Die Verurteilten”, “Pulp Fiction” oder “Schweigen der Lämmer” erhalten diese
Meisterwerke eine gebührliche Aufmerksamkeit bei einer Generation, die erst nach den
Erscheinungsdaten dieser Produktionen geboren wurden. In dieser Hinsicht leisten
Reaction-Videos der Filmkultur einen Dienst. Gerade durch die ständige Verfügbarkeit von
On-Demand Streams werden dann vielleicht sogar die Originale ohne Kommentar erkundet.
Außerdem liegen bei den Reaction-Videos meist bestimmte Schlüsselszenen im Fokus. Die
Hervorhebung dieser Schlüsselmomente kann Lust auf das Gesamtwerk schaffen.
Ersatz für Originalinhalte
Leider fühlen sich Reaction-Creators aber auch dazu gedrängt, auf möglichst aktuelle Filme
zu reagieren. Ein aktuelles Beispiel wäre hier “Deadpool & Wolverine”. Sobald dieser
aktuelle Kinofilm auf Disney+ verfügbar wurde, entstanden eine Reihe von Reaktionen, die
für manchen Zuseher eine kostenfreie Alternative zum eigentlichen Film darstellen können.
Auf diese Weise werden der Filmindustrie auf legale Weise Interesse und Kapitalmittel
entzogen.
Eine Fallstudie zum YT-Kanal REACT von der Universität Malmö
Eine kritische und übergreifende Analyse mehrerer Videos des YouTube-Kanals REACT
ermöglicht es, die erste Frage – „Was sind die Merkmale eines Reaktionsvideos?“ – zu
beantworten. Reaktionsvideos zeichnen sich als dynamisch, hochgradig fesselnd und
äußerst nahbar aus. Sie können entweder amateurhaft – ungeskriptet, spontan und
organisch – oder professionell – geskriptet und bearbeitet – sein. Generell sind sie stark vom
verwendeten Ausgangsmaterial abhängig, das sowohl die Qualität der Reaktionen als auch
die Resonanz des Publikums maßgeblich beeinflusst.
Die Ergebnisse aus der Durchführung einer Fokusgruppe ermöglichen die Beantwortung der
zweiten Frage – „Welche Faktoren tragen zum Erfolg des Reaktionsvideo-Genres bei?“. Die
Fokusgruppe erwies sich als entscheidend, um die allgemeine Wahrnehmung gegenüber
diesem Genre zu verstehen und mögliche Gründe für seinen globalen Erfolg zu
identifizieren. Demnach erfüllen Reaktionsvideos nicht nur Bedürfnisse nach Zerstreuung,
wie Zeitvertreib, Unterhaltung oder humorvolle Inhalte, sondern sie helfen auch dabei, sich
mit der Welt um sich herum zu verbinden. Sie ermöglichen den Zuschauern, sich mit
anderen zu identifizieren, und befriedigen Bedürfnisse nach Information und sozialem
Austausch. Durch das Verständnis dieser Bedürfnisse lässt sich der Erfolg von
Reaktionsvideos erklären. Aufgrund ihrer starken Zuschauerbindung und hohen Nahbarkeit
sind Reaktionsvideos ein äußerst erfolgreiches Phänomen, das Karrieren aufbaut und
Marken wie REACT etabliert.
Quelle: The Popular Phenomenon of YouTube Reaction Videos: A Case Study on ‘REACT