Originaltitel: Hameln
Idee: Sandro Lang, Rainer Matsutani
Darsteller: Caroline Hartig, Constantin Keller, Riccardo Campione, Veronica Ferres u.a.
Produktionsjahr: 2024
Hameln und sein Rattenfänger – ich möchte mal behaupten, dass wir alle die Geschichte oder Sage rundum den Rattenfänger von Hameln kennen. Er, der damals auszog mit seiner Flöte um die Stadt Hameln von der Rattenplage zu befreien und am Ende doch nur betrogen zu werden und den versprochenen Lohn nicht zu erhalten und als Rache stimmt er ein anderes Lied auf seiner Flöte an und führt alle Kinder aus der Stadt und diese verschwanden für immer.
Die 6-teilige Mini-Serie HAMELN greift nun diesen Stoff auf und versetzt es in unsere jetzige Gegenwart und lässt den Rattenfänger und die Kinder wiederkehren als einen Fluch und Geisterkinder, die Jugendliche dazubringen ihre Eltern zu ermorden. Es soll aber noch wilder werden, denn die blinde Finja, der gehörlose Jannick und der auf einen rollstuhlangewiesene Ruben begegnen sich erst im Traum im Mittelalter und dann später in unserer Zeit in der Stadt Hameln und die Drei schließen sich zusammen um den Rattenfänger und seinem finsteren Treiben ein Ende zusetzen.
Ich weiß nicht, was mich hier geritten hat, dass ich mir eine deutsche und dann auch noch vom ZDF mitproduzierte Serie anschaue und sie mir am Ende auch noch recht gut gefiel. ES reicht zwar nur für eine mittelmäßige Bewertung, aber dazu gleich noch mehr.
Wir Deutsche standen mal für große, tolle Filmkunst und die ganz alten Schinken, die funktionieren auch heute immer noch gut, aber irgendwann, ich weiß nicht wann, ist das Ganze gekippt und wir Deutsche haben es nicht mehr geschafft vernünftige Filme zu produzieren und so kam es, dass ich mehr einen Bogen um deutsche Filme bzw. Serien geschlagen habe, weil ich konnte mir das nicht mehr antun. Und nun aus dem Nichts bisschen bei den Streamingdiensten gestöbert und da bin ich über HAMELN gestolpert. Gut… schauste mal rein, lasse ich nebenbei laufen, passt schon. Doch dann auf einmal ist meine Aufmerksamkeit doch voll bei der Serie. Es ist doch recht spannungsgeladen und was ist da los? Die Kinder oder Geister könnten auch einem Zombiefilm entsprungen sein vom Aussehen her. Oder auch die anderen Effekte waren überraschend hart. Ich meine einen eingefleischten Horrorfan wird hier nichts schocken, aber für eine ZDF-Produktion fand ich das schon recht krass, was teilenweise gezeigt wird. Aber finde ich gut und die Kinder sind schon gruselig. Der Rattenfänger nicht so – den fand ich mehr dusselig. Ebenso dusselig wie das Ende. Die Serie fängt so gut an – es ist spannend, atmosphärisch, selbst die Darsteller gefallen mir und liefern richtig gut ab. Sie wirken normal. Nicht wie in anderen deutschen Produktionen, wo man merkt ich bin jetzt hier der Schauspieler und spiele Rolle XY und verhalte mich dementsprechend unnatürlich, weil ich habe das Drehbuch auch genau studiert. Könnte ich mich aufregen, deswegen mag ich keine deutschen Filme mehr, aber ist ein anderes Thema. Hier waren die Darsteller wirklich gut, aber so ab Folge 4 geht der Serie langsam die Luft aus. Weil jetzt fügt sich alles immer mehr zusammen und soll zum Abschluss gebracht werden und dann driftet man in Oberflächlichkeit ab und das Ende ist nicht so doll. Das zerstört leider den recht guten Eindruck vom Beginn der Serie. Ist wirklich schade. Vielleicht hätten HAMELN 2-3 Folgen mehr ganz gut getan, sodass man mehr hätte auserzählen können.
Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt, bin auch froh, dass eine deutsche Serie mal wieder etwas taugt und es ist eine schöne kleine Horrorserie. Die 6 Episoden haben eine Lauflänge von 40-45 Minuten. Ich hab mir das auf zwei Abende aufgeteilt und war auch mal schön, dass ich nicht Wochen für eine Serie „brauche“.
HAMELN ist kein Überflieger, aber man kann ruhig mal einen Blick riskieren.
PS: Hier könnt Ihr bei einem Kollegen Euch ein Interview mit dem Hameln Cast anschauen: