Landung auf Madagaskar – Zwischen Geniestreich & Flop?
Okay, Hand aufs Herz – wer von euch kennt „Landung auf Madagaskar“? Niemand? Dachte ich mir. Dabei hat der gute alte Alfred Hitchcock diesen Film 1944 höchstpersönlich gedreht. Ja, richtig gehört, DER Hitchcock. „Aventure Malgache“ heißt das Ding im Original und ist so was wie ein Kriegsdrama mit ner ordentlichen Portion Propaganda-Geschmäckle. Aber hey, bevor ihr wegklickt – das Teil ist echt interessanter als man denkt!
🎬 Film-Fakten auf einen Blick:
- 📽️ Deutscher Titel: Landung auf Madagaskar
- 🎬 Originaltitel: Aventure Malgache
- 📅 Erscheinungsjahr: 1944
- 🎭 Genre: Kriegsdrama / Propaganda-Film
- ⏱️ Laufzeit: 31 Minuten (ja, wirklich nur!)
- 🎞️ Produktion: British Ministry of Information
- 🌐 Land: Großbritannien
- 💬 Sprache: Französisch (mit Untertiteln)
- 👥 Teil einer Reihe: Jep, zusammen mit „Bon Voyage“
Worum geht’s eigentlich? Die Story ohne Spoiler
Also, stell dir vor: Ein paar Typen sitzen in nem Londoner Hotel rum und einer fängt an zu erzählen. Klingt langweilig? Pustekuchen! Der Erzähler ist nämlich Michel, ein französischer Anwalt, der auf Madagaskar gegen die Vichy-Kollaborateure gekämpft hat. Und seine Geschichte… Mann, die hat’s in sich.
Michel ist eigentlich ein ganz normaler Anwalt auf der Insel. Naja, „normal“ ist vielleicht das falsche Wort, denn der Gute nutzt seine Position, um heimlich Infos für die Alliierten zu sammeln. Dumm nur, dass die lokalen Behörden – alles Vichy-treue Speichellecker – langsam Wind von der Sache bekommen. Was dann passiert? Tja, sagen wir mal so: Es wird kompliziert. Sehr kompliziert sogar.
Das Fiese an der ganzen Geschichte ist ja, dass Michel niemandem wirklich trauen kann. Selbst sein bester Kumpel könnte ein Verräter sein. Oder auch nicht? Hitchcock lässt uns da schön im Unklaren und spielt mit unseren Erwartungen. Aber – und das ist wichtig – ohne seinen üblichen Thriller-Schnickschnack. Keine schreienden Blondinen, keine Duschen-Szenen. Stattdessen gibt’s moralische Zwickmühlen und jede Menge Grautöne.
Stab
- Regie: Alfred Hitchcock (wer sonst?)
- Drehbuch: J.O.C. Orton, Angus MacPhail
- Kamera: Günther Krampf
- Schnitt: Charles Frend
- Produktion: Sidney Bernstein
Schauspieler|innen:
- Paul Bonifas als Michel Cloche (macht seine Sache echt gut!)
- Les Acteurs du Molière (coole Theatertruppe)
- Paulette Préney
- Ivan Desny
💡 Witziges Detail am Rande: Der Film ist komplett auf Französisch – ohne deutsche Synchro! Macht aber nix, die Untertitel reichen völlig. Und ehrlich? So wirkt das Ganze viel authentischer. Die Schauspieler waren übrigens echte französische Exilanten, die vor den Nazis nach England geflüchtet waren. Talk about method acting!
Wissenswertes
Jetzt wird’s richtig interessant, Leute! Die Story hinter dem Film ist nämlich fast genauso abgefahren wie der Film selbst. 1944 kam da das britische Informationsministerium zu Hitchcock und meinte so: „Hey Alfred, mach mal zwei Filme über die französische Résistance. Hier haste 50.000 Pfund – für beide zusammen.“ Hitchcock so: „Ernsthaft jetzt?“ Die so: „Jap.“ Und der Meister? Hat’s einfach gemacht.
Das Verrückte dabei: Die haben keinen einzigen Tag auf Madagaskar gedreht! Alles in London, in irgendwelchen muffigen Studios. Aber Hitchcock, der schlaue Fuchs, hat das so geschickt mit Rückblenden und Erzähltricks gelöst, dass man’s kaum merkt. Respekt!
Und dann der Hammer: Als der Film fertig war, waren die Auftraggeber stinksauer! Warum? Zu kompliziert, zu wenig Propaganda, zu viel Nachdenken. Die wollten nen knallharten „Die-Deutschen-sind-böse-wir-sind-gut“-Streifen. Hitchcock liefert denen ein komplexes Drama über moralische Grauzonen. Tja, dumm gelaufen für die, Glück für uns!
Das krasseste Detail ever: Der Film verschwand erstmal in der Versenkung. Wurde nur heimlich ein paar französischen Widerstandskämpfern gezeigt und dann – zack – ab ins Archiv. Erst 1993 (!) hat man das Ding wieder ausgegraben. Stellt euch vor: Fast 50 Jahre lag ein Hitchcock-Film rum und keiner wusste davon! Verrückt, oder?
Ach ja, noch was Lustiges: Hitchcock sollte eigentlich über die Résistance in Frankreich drehen. Aber der clevere Kerl meinte nur: „Nee, lass mal lieber Madagaskar nehmen, ist universeller und wir verraten keine echten Widerstandskämpfer.“ Boom! Schachmatt, Informationsministerium.
Ein Detail, das ich echt krass finde: Die Theatertruppe „Les Acteurs du Molière“ bestand aus echten Flüchtlingen. Die sind vor den Nazis abgehauen und haben dann in London Theater gespielt. Und Hitchcock? Gibt denen ne Chance im Film. Finds ich irgendwie… schön? Keine Ahnung, berührt mich jedenfalls.
Was ich davon halte – meine ehrliche Meinung
Puh, wo fang ich an? Als ich den Film das erste Mal gesehen hab, war ich erstmal… verwirrt? Enttäuscht? Ich meine, man erwartet Hitchcock und bekommt dann sowas Ruhiges, Nachdenkliches. Keine Action, keine Spannung im klassischen Sinne. Nur Leute, die reden. Und reden. Und nochmal reden.
ABER – und das ist ein großes Aber – beim zweiten Mal gucken hat’s dann Klick gemacht. Der Film ist anders, ja. Aber anders gut! Paul Bonifas spielt den Michel so dermaßen überzeugend, dass man echt mitfiebert. Der Typ schafft es, nur mit Mimik und Stimme zu zeigen, was für ein Dilemma sein Charakter durchmacht. Krass!
Was mich echt beeindruckt: Hitchcock traut uns was zu. Er sagt nicht „Der da gut, der da böse“. Nee, er zeigt uns Menschen in beschissenen Situationen, die beschissene Entscheidungen treffen müssen. Und das 1944! Wo alle nur schwarz-weiß-Propaganda wollten!
Klar, für nen Samstag-Abend-Film mit Popcorn ist das nix. Aber wenn du mal Bock auf was Anderes hast, was zum Nachdenken… dann gönn dir den. Ist halt kein typischer Hitchcock, aber vielleicht gerade deswegen so interessant? Ich find jedenfalls, dass der Film zeigt, was für ein vielseitiger Regisseur der Mann war. Nicht nur Psycho und Die Vögel, sondern auch sowas.
Einziger echter Kritikpunkt: Mit 31 Minuten ist das Ding echt kurz. Gerade wenn’s interessant wird, ist schon Schluss. Aber hey, besser kurz und knackig als lang und langweilig, ne?
Das könnte dir auch gefallen
Du fandest „Landung auf Madagaskar“ interessant? Dann check mal diese Filme aus:
Die große Illusion (1937)
Rom, offene Stadt (1945)
Armee im Schatten (1969)
Mein persönlicher Tipp? „Armee im Schatten“ von Jean-Pierre Melville. Auch über die Résistance, aber düsterer, härter, kompromissloser. Wenn du nach „Landung auf Madagaskar“ Bock auf mehr vom Thema hast, ist das dein Film! Und wer mehr obskure Hitchcock-Sachen sucht: „Bon Voyage“ ist der Schwesterfilm und auch ziemlich… speziell.
Wo kann ich das Ding überhaupt gucken?
Tja, das ist so ne Sache. Bei Netflix? Fehlanzeige. Amazon Prime? Auch nicht. Die großen Streamer haben den Film nicht im Programm – typisch, oder?
Aber keine Panik! Der Film ist mittlerweile gemeinfrei, heißt: Du findest ihn legal und kostenlos auf verschiedenen Plattformen. Einfach mal googeln. Oder wenn du Sammler bist: Die Criterion Collection hat ne fette Hitchcock-Box rausgebracht, da ist er mit drin. Kostet zwar ne Stange Geld, aber für echte Fans lohnt sich’s!
🎬 Trailer gefällig?
Hier der originale Trailer (leider nur auf Englisch, aber besser als nix!):