Wenn aus einem bissigen Schlagabtausch ein laues Lüftchen wird.
Kurzinhalt:
Im dritten Teil der „Vornamen“-Reihe treffen sich die alten Bekannten erneut zum gepflegten Abendessen – dieses Mal im Berliner Freundeskreis. Statt eines urlaubsreifen Familiendramas oder einer klischeeüberladenen Babyverkündung geht es diesmal um ein scheinbar harmloses Gesellschaftsspiel: Jeder soll den anderen einen Spitznamen geben, der die ehrliche Meinung über die jeweilige Person widerspiegelt. Was als spaßiger Abend geplant war, entwickelt sich schnell zu einem emotionalen Minenfeld. Alte Konflikte brechen auf, kleine Sticheleien werden zu grundsätzlichen Vorwürfen, und der Ton wird rauer – zumindest theoretisch. Doch trotz aller Voraussetzungen fehlt es an der gewohnten Schärfe, die die Reihe einst ausmachte. Selbst formal bricht man mit den charmanten Eigenheiten der Vorgänger: Die stylischen Opening Credits mit den Namen sind verschwunden. Die Konstellation wirkt künstlich aufgeladen, aber ohne das nötige Feuer. Der Zuschauer wartet vergeblich auf echte Eskalation oder tiefere emotionale Schläge. Am Ende bleibt ein filmischer Abend zurück, der sich irgendwie anfühlt wie ein Kammerspiel auf Sparflamme. Viel Gerede, wenig Wirkung.
Review:
„Der Spitzname“ versucht, das Erfolgsrezept seiner Vorgänger weiterzuführen, verfehlt dabei aber den eigentlichen Kern. Während „Der Vorname“ und „Der Nachname“ mit pointierten Dialogen und scharfsinniger Gesellschaftskritik glänzten, wirkt Teil drei erstaunlich zahnlos. Es fehlt an Tempo, Reibung und echten Überraschungen. Die Figuren sind bekannt, aber es fehlt ihnen an Entwicklung oder frischen Impulsen. Neue Charaktere oder Ideen bleiben oberflächlich und ohne Nachhall. Besonders enttäuschend ist, dass selbst die stilistischen Markenzeichen der Reihe – wie die einprägsamen Namenseinblendungen – einfach weggelassen wurden. Die Dialoge wirken oft konstruiert, der Witz gezwungen, und die Konflikte scheinen eher aufgesetzt als echt. Auch die Kameraarbeit bleibt diesmal bieder und unspektakulär. Es gibt kaum Momente, in denen die Inszenierung das Gesagte verstärkt – etwas, das in einem dialoglastigen Setting essenziell ist. Schauspielerisch bleibt das Ensemble solide, doch das Script lässt ihnen wenig Raum für Glanzmomente. Wo früher messerscharfer Humor und schonungslos offengelegte Wahrheiten das Publikum mitrissen, bleibt diesmal nur ein müdes Lächeln. Es wirkt fast so, als hätte man sich nicht getraut, die Geschichte konsequent eskalieren zu lassen. Stattdessen plätschert der Film auf einem Wohlfühl-Level dahin, das weder nachwirkt noch bewegt. Für Fans der ersten beiden Teile dürfte dieser Abschluss enttäuschend sein. Es fehlt an Ambition und Biss. Selbst die gesellschaftliche Relevanz, die den Vorgängern Gewicht verlieh, scheint völlig auf der Strecke geblieben zu sein. Der Film funktioniert als Theaterabend mit Bekannten, aber nicht als echter Filmhöhepunkt. Wenn eine Reihe so endet, bleibt ein schaler Nachgeschmack. Und der Spitzname für diesen Film? Vielleicht: „Der Langweiler“.
[review_whiskeytom bewertung=“4″ text=“Leider gelingt es „Der Spitzname“ nicht, an die Qualitäten seiner Vorgänger anzuknüpfen. Die Geschichte bleibt zu brav, die Dialoge zu harmlos und die Inszenierung zu unauffällig. Ein enttäuschender Abschluss einer eigentlich starken Kammerspiel-Trilogie.“ breite=“100%“]