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The Wire

The Wire: So authentisch wie keine andere Serie zuvor

Ich erinner mich noch gut an meine erste Begegnung mit The Wire – es war 2005, als mir n Kumpel ne DVD in die Hand drückte und sagte: „Das musste gucken, is anders als alles andre!“ Und Donnerwetter, er hatte sowas von recht! Die von dem Ex-Polizeireporter David Simon erschaffene HBO-Serie lief von 2002 bis 2008 und hat die Serienlandschaft für immer verändert. Wenn ich heute zurückblicke, erscheint mir das Meisterwerk über die kaputten Straßen Baltimores noch bedeutsamer als damals.

📺 Serien-Fakten im Überblick:

  • 🎬 Titel: The Wire
  • 📆 Erstausstrahlung: 2. Juni 2002
  • 📅 Serienende: 9. März 2008
  • 🎭 Genre: Krimi, Drama, Gesellschaftskritik
  • ⏱️ Folgen pro Staffel: 10-13 (je nach Staffel)
  • 🔞 FSK: Ab 16 Jahren
  • 🎞️ Produktion: HBO
  • 🌐 Herkunftsland: USA
  • 📍 Drehort: Baltimore, Maryland
  • 📺 Streaminganbieter: WOW, Sky, Amazon Prime (Kauf)
  • 🏆 IMDb-Bewertung: 9,3/10
  • 🍅 Rotten Tomatoes: 94%
  • 📚 Inspirationsquelle: Simons Zeit als Polizeireporter

📊 Fünf Staffeln, fünf Perspektiven auf Baltimore

Was The Wire von anderen Serien unterscheidet, ist die Art, wie jede Staffel einen neuen Aspekt der Stadt ins Rampenlicht rückt. Als Zuschauer erlebst du nicht nur eine fortlaufende Geschichte, sondern ein immer komplexer werdendes Gesellschaftsporträt.

Staffel Jahr Folgen Thematischer Schwerpunkt Meine Wertung
1 2002 13 Drogenhandel & Ermittlungen 9,0/10
2 2003 12 Der Hafen & Arbeiterklasse 8,8/10
3 2004 12 Politik & Reform 9,3/10
4 2006 13 Bildungssystem & Jugend 9,5/10
5 2008 10 Printmedien & Journalismus 8,7/10

Die Geschichte von The Wire: Mehr als ein Polizeidrama

The Wire is kein Krimi. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Klar, auf der Oberfläche verfolgt die Serie eine Sondereinheit, die gegen ein Drogensyndikat ermittelt. Aber darunter liegt ne viel mächtigere Geschichte über eine Stadt in der Krise.

Alles beginnt, als der eigenwillige Detective Jimmy McNulty nach einem Gerichtsprozess mit einer Richterin spricht und beiläufig erwähnt, dass ein Drogenboss namens Avon Barksdale Zeugen ermordet, ohne je belangt zu werden. Diese unbedachte Bemerkung führt zur Bildung einer Sondereinheit, die mithilfe von Abhörmaßnahmen (den titelgebenden „wires“) das Barksdale-Imperium zu Fall bringen soll.

Was die Serie so einzigartig macht, ist die Entscheidung, beide Seiten gleichwertig zu erzählen. Während wir die frustrierten Polizist*innen bei ihrer Arbeit begleiten, lernen wir auch die Hierarchie der Drogenorganisation kennen: Den charismatischen Anführer Avon Barksdale, seinen geschäftstüchtigen Stellvertreter Stringer Bell und Straßendealer wie D’Angelo, Bodie, Wallace und Poot.

Mit jeder Staffel kommen neue Perspektiven hinzu. In Staffel 2 erweitert sich der Fokus auf den Hafen von Baltimore und die dort arbeitenden Gewerkschaftsmitglieder unter Frank Sobotka. Die Hafenarbeiter sehen zu, wie ihre Arbeitsplätze schwinden und geraten in den Sog von Schmuggelgeschäften – ein Spiegelbild des wirtschaftlichen Niedergangs vieler amerikanischer Industriestädte.

Staffel 3 fügt die politische Dimension hinzu, als der ehrgeizige Stadtrat Tommy Carcetti ins Bürgermeisterrennen einsteigt und Polizei-Major Bunny Colvin ein gewagtes Experiment zur Entkriminalisierung von Drogen startet. In Staffel 4 – für viele die Krönung der Serie – folgen wir vier Mittelschülern und ihren unterschiedlichen Wegen durchs kaputte Bildungssystem. Die finale Staffel wirft einen kritischen Blick auf die Medien und wie sie über all diese Probleme berichten (oder eben nicht).

Dabei gibt’s keine einfachen Lösungen, keine klaren Helden oder Bösewichte. Jede Figur – egal ob Polizist, Politiker, Dealer oder Hafenarbeiter – kämpft innerhalb eines Systems, das größer ist als sie selbst. „It’s all in the game“ ist ein wiederkehrender Satz, der diese Realität perfekt einfängt: Alle sind Teil eines größeren Spiels mit festgelegten Regeln, das kaum jemand wirklich verändern kann.

Warum The Wire im Mainstream durchfiel

Ich hab oft überlegt, warum The Wire nie die Zuschauerzahlen erreichte, die es verdient hätte. Tatsächlich wäre die Serie nach der dritten Staffel beinahe abgesetzt worden. Ich glaub, der Hauptgrund liegt im kompromisslosen Realismus. Während andere Serien dieser Zeit mit dramatischer Musik, packenden Actionszenen und einfachen Gut-Böse-Schemata punkteten, verzichtete The Wire auf fast alle klassischen TV-Tricks. Keine nervenkitzelnde Musikunterlegung, keine Cliffhanger alle fünf Minuten, keine moralische Eindeutigkeit. Stattdessen bekamen wir lange Dialogszenen, komplexe Charaktere und ne Geschichte, die manchmal so authentisch wirkt, dass sie fast wie ne Doku daherkommt.

💡 Fun Fact: The Wire hat trotz seiner mittlerweile unangefochtenen Stellung als eine der besten Serien aller Zeiten NIE einen Emmy gewonnen. Die Serie erhielt während ihrer gesamten Laufzeit gerade mal zwei Emmy-Nominierungen – beide für das Drehbuch. Das sollte dir alles über die Kurzsichtigkeit von Preisverleihungen verraten!

Die Macher*innen: Wer steckt hinter The Wire?

Der Kopf hinter The Wire ist David Simon, ein ehemaliger Polizeireporter der Baltimore Sun. Seine jahrelange Erfahrung in den Straßen Baltimores und sein Buch „Homicide: A Year on the Killing Streets“ (das später zur NBC-Serie „Homicide“ wurde) bildeten die Grundlage für diese Serie. Sein wichtigster Mitstreiter war Ed Burns, ein Ex-Polizist, der später als Lehrer arbeitete – daher auch die authentischen Einblicke in beide Welten.

Dass die Serie so realistisch wirkt, ist kein Zufall. Simon und Burns holten sich weitere Autor*innen an Bord, die wussten, worüber sie schrieben: Die Kriminalromanautoren George Pelecanos, Richard Price und Dennis Lehane. Diese Kombination aus journalistischer Akribie und narrativem Können gibt The Wire seine einzigartige Stimme.

🎬 Das kreative Team:

  • Erfinder/Showrunner: David Simon
  • Drehbücher: David Simon, Ed Burns, George Pelecanos, Richard Price, Dennis Lehane
  • Regisseur*innen: Joe Chappelle, Ernest R. Dickerson, Clark Johnson, Agnieszka Holland u.a.
  • Titelmusik: „Way Down in the Hole“ (in jeder Staffel von unterschiedlichen Künstler*innen interpretiert)
  • Produktion: HBO

Schauspieler|innen:

Schauspieler|in Rolle Deutsche Synchronstimme
Dominic West Det. Jimmy McNulty Alexander Brem
Idris Elba Russell „Stringer“ Bell Tobias Meister
Wood Harris Avon Barksdale Charles Rettinghaus
Michael K. Williams Omar Little Torsten Münchow
Wendell Pierce Det. „Bunk“ Moreland Thomas Petruo/J. Kluckert
Lance Reddick Lt. Cedric Daniels Dietmar Wunder
Sonja Sohn Det. Kima Greggs Marina Krogull
Andre Royo „Bubbles“ Cousins Stefan Staudinger

💡 Besonderheit beim Casting: Was kaum einer weiß: Die Serie hat einige echte Baltimorer in Rollen besetzt. Der Diakon wurde von Melvin Williams gespielt – ausgerechnet dem echten Drogenboss, den Ed Burns in den 80ern verhaftet hatte! Und „Snoop“ Pearson, die die eiskalte Killerin spielt, war wirklich vorher wegen Mordes verurteilt und wurde von Michael K. Williams in einem Club entdeckt. Das macht die Serie besonders authentisch.

Meine ehrliche Meinung: The Wire nach drei Durchläufen

Tribun

Tribun

Ihr seht hier meine persönliche, unprofessionelle Meinung.
🏆 9,3
"DAS EHRLICHSTE PORTRÄT VON AMERIKA, DAS JE GEFILMT WURDE!"

The Wire fordert dich als Zuschauer, belohnt deine Aufmerksamkeit aber tausendfach. Mit kompromisslosem Realismus, packenden Charakteren und bewegenden Geschichten zeigt die Serie Amerika, wie es wirklich ist – nicht wie es sich selbst sehen will. 🌆

Fazit: 🎥 „Die Klappe fällt – das war mein Take. Und eurer? Lasst gern einen Kommentar da!“

Hab grad meinen dritten Durchlauf von The Wire hinter mir und bin immer noch baff, wie viele neue Details ich entdeckt hab. Viele bezeichnen die Serie als das beste, was je im Fernsehen gelaufen ist – und ehrlich gesagt, fällt’s mir schwer, zu widersprechen.

Was mich am meisten packt, ist der schonungslose Blick auf die amerikanische Gesellschaft. Keine Beschönigung, keine einfachen Antworten. Die Serie hat mehr über Soziologie, Ökonomie und Stadtpolitik zu sagen als so manches Fachbuch. Und sie tut das, ohne dich jemals zu bevormunden oder mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen.

Jede Staffel hat ihre Stärken, aber die vierte geht mir jedesmal wieder unter die Haut. Die Geschichte der vier Jungs – Dukie, Randy, Michael und Namond – zeigt, wie das System Kinder systematisch im Stich lässt. Als ich damals im Lehramtsstudium steckte, hat mich diese Staffel besonders mitgenommen, weil die Hilflosigkeit der engagierten Lehrer*innen so verdammt echt rüberkommt.

Staffel 2 wird oft als Schwächste bezeichnet, aber mit jedem Rewatch schätz ich sie mehr. Die Geschichte der absterbenden Arbeiterklasse am Hafen ist vielleicht sogar relevanter als je zuvor. Sie zeigt, wie die Globalisierung ganze Gemeinschaften zurücklässt und wie Menschen in ihrer Verzweiflung zu illegalen Mitteln greifen.

Was ich an The Wire auch liebe: Die Serie nimmt sich Zeit. Hier wird nicht alle fünf Minuten ein künstlicher Cliffhanger eingebaut, nur um dich bei der Stange zu halten. Du musst dich auf den langsamen Erzählrhythmus einlassen – aber dafür wirst du mit Charakterentwicklungen belohnt, die über fünf Staffeln organisch wachsen.

Wenn ich was kritisieren müsste: Die fünfte Staffel fällt tatsächlich etwas ab. Die Mediensatire wirkt manchmal etwas zu plakativ, und die Story um den fiktiven Serienmörder passt nicht ganz zum sonstigen Realismus. Aber selbst die „schwächste“ Staffel von The Wire schlägt immer noch 95% aller anderen Serien um Längen.

Zwischen den Zeilen: Der Kritiker Alan Sepinwall nannte The Wire mal „das bedeutendste amerikanische Erzählwerk des 21. Jahrhunderts“. Fand ich anfangs übertrieben – mittlerweile würd ich ihm aber recht geben. Die Serie wird oft als „visueller Roman“ bezeichnet, und ja, der Vergleich zu Dickens oder Dostojewski ist gar nicht so weit hergeholt. So wie die großen russischen Romane das zaristische System sezierten, nimmt The Wire den amerikanischen Traum auseinander und zeigt seine Fehlfunktionen. Anders als viele Kritiker seh ich aber auch Hoffnung in der Serie – in kleinen Momenten, wo Menschen sich gegen das System behaupten, selbst wenn’s nur kurze Siege sind.

Wissenswertes: Hinter den Kulissen von The Wire

🎥 Entstehungsgeschichte

The Wire entstand aus David Simons Frust über seine Erfahrungen beim Baltimore Sun und Ed Burns‘ Erlebnissen als Polizist und später Lehrer. Simon hatte zuvor bereits bei der NBC-Serie „Homicide: Life on the Street“ mitgewirkt und mit Burns die HBO-Miniserie „The Corner“ entwickelt.

Die Entstehung der Serie is selbst ne kleine Sensation. Simon wollte eigentlich eine kritische Serie über den „War on Drugs“ machen – kein Thema, das Zuschauer normalerweise in Scharen anlockt. HBO gab ihm trotzdem eine Chance, vielleicht weil der Sender damals mit „Die Sopranos“ so erfolgreich war, dass er sich Experimente leisten konnte.

Die Quoten waren von Anfang an mäßig, und die Serie stand mehrfach kurz vor dem Aus. Besonders nach Staffel 3 hing sie am seidenen Faden. Dass The Wire überhaupt fünf Staffeln bekam, verdanken wir hauptsächlich der Hartnäckigkeit einzelner HBO-Verantwortlicher und der wachsenden kritischen Anerkennung.

Der Dreh in Baltimore war kein Zuckerschlecken. Die Crew filmte in echten Problemvierteln, und es gab Berichte über Drohungen und sogar Schüsse in der Nähe des Sets. Dennoch bestand Simon darauf, vor Ort zu drehen, um die Authentizität zu wahren. Diese Entscheidung zahlt sich in jeder Einstellung aus – du spürst förmlich den Verfall der Stadt, die Hoffnungslosigkeit mancher Viertel und das pulsierende Leben an anderen Ecken.

🎭 Fun Facts & Kurioses

  • Viele Zuschauer waren völlig überrascht, als sie erfuhren, dass Dominic West (McNulty) und Idris Elba (Stringer Bell) tatsächlich Briten sind. Beide sprachen während der Dreharbeiten konsequent mit amerikanischem Akzent, um in ihren Rollen zu bleiben.
  • Der echte Donnie Andrews, auf dem Omar Littles Charakter teilweise basiert, hatte einen Cameo-Auftritt in der Serie als einer von Omars Helfer*innen. Andrews hatte tatsächlich Drogendealer überfallen, verbrachte Zeit im Gefängnis und half später anderen, aus dem Kreislauf der Kriminalität auszubrechen.
  • Barack Obama hat mehrfach erklärt, dass Omar sein Lieblingscharakter in The Wire ist.
  • Als Michael K. Williams für die Rolle des Omar vorsprach, hatte er eine frische Narbe im Gesicht – das Ergebnis einer Messerstecherei in einer Bar in Queens. Simon fand, dass diese Narbe perfekt zum Charakter passte!
  • Die Rolle von „Snoop“ wurde nie wirklich gecastet – Michael K. Williams entdeckte Felicia Pearson in einem Baltimore-Club und stellte sie dem Produktionsteam vor. Sie hatte keine Schauspielerfahrung, aber ihre authentische Art überzeugte alle.
  • Die für jede Staffel unterschiedliche Version der Titelmusik „Way Down in the Hole“ war ne bewusste Entscheidung, um die wechselnden Perspektiven zu unterstreichen: Staffel 1 von The Blind Boys of Alabama, Staffel 2 vom Original-Komponisten Tom Waits, Staffel 3 von den Neville Brothers, Staffel 4 von einer Gruppe Baltimoreer Jugendlicher (DoMaJe) und Staffel 5 von Steve Earle (der auch als Bubbles-Sponsor Walon auftrat).
  • Die Phrase „It’s all in the game“ wird durch die ganze Serie hindurch wiederholt – ein zentrales Thema, das die Idee vermittelt, dass alle Figuren, egal auf welcher Seite des Gesetzes, Teil eines größeren, oft korrupten Systems sind.

The Wire: Inspirationen & Einflüsse

Als Filmfan find ich’s spannend, The Wire im Kontext der Film- und TV-Geschichte zu betrachten. Die Serie revolutionierte das Fernsehen, weil sie Grenzen verwischte – zwischen TV und Kino, zwischen Fiktion und Dokumentation.

David Simon nennt Filme wie „Prince of the City“ (1981) und „The Friends of Eddie Coyle“ (1973) als Einflüsse – Werke, die Verbrechen und Polizeiarbeit ohne Glamour zeigen. Die dokumentarische Qualität erinnert an Frederick Wisemans gesellschaftskritische Dokufilme, während die verschachtelte Handlung mit zahlreichen Charakteren an Robert Altmans „Nashville“ gemahnt.

Literarisch klingt’s merkwürdig, aber Simon selbst vergleicht The Wire mit den Gesellschaftsromanen von Charles Dickens – beide sezieren soziale Probleme durch detaillierte Porträts von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Kein Wunder, dass viele Kritiker The Wire nicht nur als großartige Fernsehserie, sondern als eines der bedeutendsten amerikanischen Erzählwerke überhaupt betrachten.

Die unvergesslichen Charaktere von The Wire

Jimmy McNulty

Mein Gott, dieser Kerl! Brillanter Polizist, komplettes Wrack als Mensch. McNulty is ein waschechter Antiheld – saufend, fremdgehend und respektlos gegenüber Autoritäten. Gleichzeitig hat er nen untrüglichen Riecher für Fälle und einen unbeirrbaren Gerechtigkeitssinn, der ihn seine Karriere immer wieder aufs Spiel setzen lässt.

Typischer McNulty-Moment: „Fuck did I do?“ – sein Standardspruch, wenn er (mal wieder) Mist gebaut hat.

Omar Little

Ein Gangster, der Gangster ausraubt – mit Schrotflinte, Trenchcoat und einem strengen Ehrenkodex. Omars Figur ist so vielschichtig: ein offen schwuler Räuber in der homophoben Gangsterwelt, ein Mann mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, der vom Raub lebt, ein kaltblütiger Killer mit überraschend zarten Seiten. Seine Ankündigung durch den Pfiff von „The Farmer in the Dell“ lässt alle auf der Straße in Deckung gehen: „Omar coming!“

Omars Credo: „A man got to have a code.“

Stringer Bell

Der Businessmann unter den Drogendealern. Während sein Partner Avon Barksdale die alte Schule verkörpert (Respekt, Territorium, Gewalt), versucht Stringer, den Drogenhandel wie ein legitimes Unternehmen zu führen. Er besucht Wirtschaftskurse am Community College, lernt was über Immobilieninvestitionen und träumt davon, der Straße zu entkommen – ohne seine kriminelle Vergangenheit wirklich hinter sich zu lassen.

Strenger als Lehrer: Seine Sitzungsleitung mit Roberts Rules of Order bei Drogendealertreffen ist Comedy Gold!

Bubbles

Der heroinabhängige Informant mit dem goldenen Herzen durchlebt vielleicht die bewegendste Entwicklung der Serie. Sein Kampf gegen die Sucht, der Tod seines Schützlings, sein Leben auf der Straße und sein langsamer, schmerzlicher Weg zurück ins Leben berühren mich bei jedem Rewatching aufs Neue. Wenn Bubbles in der letzten Staffel endlich die Kellertreppe hochsteigen darf, ist das einer der ergreifendsten Momente der TV-Geschichte.

Herzschmerz pur: „Ain’t no shame in holding on to grief, as long as you make room for other things too.“

Lester Freamon

Der unterschätzte Detektiv, der 13 Jahre lang zur Strafe Miniaturmöbel basteln musste, entpuppt sich als brillanter Ermittler und heimliches Gehirn der Sondereinheit. Ruhig, methodisch und klug – ein perfektes Gegengewicht zu McNultys impulsiver Art. Seine Fähigkeit, in scheinbar belanglosen Details wichtige Verbindungen zu erkennen, macht ihn zum Meisterdetektiv der alten Schule.

Freamon-Weisheit: „All the pieces matter.“ – Ein Satz, der die gesamte Serie zusammenfasst.

Unvergessliche Zitate: The Wire in Worten

Die legendärsten Sprüche im Original

„You come at the king, you best not miss.“ – Omar Little (Michael K. Williams)
„The king stay the king.“ – D’Angelo Barksdale (Larry Gilliard Jr.)
„I got the shotgun. You got the briefcase. It’s all in the game though, right?“ – Omar Little (Michael K. Williams)
„Sheeeeeeeeit.“ – Senator Clay Davis (Isiah Whitlock Jr.)

In deutscher Synchronfassung

„Wer den König angreift, sollte besser nicht daneben schießen.“ – Omar Little (Torsten Münchow)
„Der König bleibt der König.“ – D’Angelo Barksdale (Gerrit Schmidt-Foß)
„Ich hab‘ die Schrotflinte. Du hast den Aktenkoffer. Gehört alles zum Spiel, oder?“ – Omar Little (Torsten Münchow)
„Scheeeeeiße.“ – Senator Clay Davis (Fritz von Hardenberg)

💡 Zitat-Kontext: D’Angelos Schachmetapher in Staffel 1 („The king stay the king“) ist vermutlich eine der brillantesten Szenen überhaupt. Während er den Jungs aus dem Projekt Schach beibringt, erklärt er ihnen unbewusst auch die Hierarchie ihres eigenen Lebens: Die kleinen Dealer bleiben kleine Dealer, die Mittelmänner machen begrenzte Karriere, aber der König (Avon) bleibt immer der König – eine perfekte Metapher für die soziale Unbeweglichkeit in ihrem Umfeld.

Häufig gestellte Fragen zu The Wire

🔍 Warum gilt The Wire als eine der besten Serien aller Zeiten?

Die Kombination aus tiefgreifender Gesellschaftsanalyse, komplexen Charakteren und unglaublich authentischen Dialogen hebt The Wire von anderen Serien ab. Sie beleuchtet systematische Probleme einer amerikanischen Großstadt aus verschiedenen Blickwinkeln, ohne je in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Während andere Serien uns unterhalten, fordert The Wire uns heraus, über gesellschaftliche Strukturen nachzudenken. Der Kulturkritiker Jacob Weisberg nannte sie „das beste und authentischste Gesellschaftsdrama, das je im amerikanischen Fernsehen produziert wurde“ – und selbst nach all den Jahren und neuen Serien stimmt das immer noch.

🔍 Mit welcher Staffel sollte man anfangen?

Unbedingt mit Staffel 1! Anders als bei manchen Anthologie-Serien baut The Wire aufeinander auf. Die erste Staffel stellt nicht nur wichtige Charaktere vor, sondern legt auch den Grundstein für Themen und Konflikte, die sich durch die gesamte Serie ziehen. Gerade die ersten Folgen können etwas zäh wirken, weil die Serie viele Figuren einführt und keine Exposition per Voice-Over oder ähnliches nutzt – aber bleib dran! Ab Episode 4 oder 5 bist du völlig drin in der Welt von Baltimore.

🔍 Ist die Serie zu düster?

The Wire ist definitiv kein leichtes Feierabendprogramm. Die Serie konfrontiert dich mit harten Realitäten wie Drogensucht, Gewalt, Korruption und systemischem Versagen. Aber trotz des oft pessimistischen Grundtons gibt es immer wieder Momente der Menschlichkeit, des Humors und sogar der Hoffnung. Und anders als manche moderne „düstere“ Serien, die Dunkelheit als Selbstzweck nutzen, hat The Wire stets einen Grund für ihre Härte – sie will ein authentisches Bild zeigen, ohne zu beschönigen.

🔍 Wo kann ich The Wire schauen?

In Deutschland kannst du The Wire aktuell bei WOW und Sky streamen. Alternativ ist die Serie auch als digitaler Kauf oder Leihfilm bei Amazon Prime Video, Apple TV und Google Play verfügbar. Für Puristen gibt’s natürlich auch die DVD- und Blu-ray-Box mit allen fünf Staffeln.

🔍 Welche Staffel ist die beste?

Eine Frage, die unter Fans heiß diskutiert wird! Die vierte Staffel mit ihrem Fokus auf das Schulsystem und die vier Jungs wird am häufigsten genannt – ihre erschütternde Darstellung, wie das System Kinder im Stich lässt, gehört zum Ergreifendsten, was je im Fernsehen zu sehen war. Andere schwören auf Staffel 3 mit ihren politischen Dimensionen und dem faszinierenden Hamsterdam-Experiment. Persönlich finde ich, dass jede Staffel ihre eigenen Stärken hat – wobei Staffel 5 trotz vieler großartiger Momente von vielen als die schwächste angesehen wird.

Nach The Wire: Was kann ich als nächstes schauen?

The Wire hinterlässt ein großes Loch, wenn man fertig ist. Hier sind einige Serien, die zumindest teilweise ähnliche Qualitäten haben:

We Own This City
The Shield
Show Me a Hero
Treme
Top Boy
Homicide: Life on the Street

Meine Top-Empfehlungen im Detail:

We Own This City (2022)

Warum’s passt: Quasi die inoffizielle Fortsetzung von The Wire – vom selben Team (Simon und Pelecanos), spielt ebenfalls in Baltimore und zeigt, dass sich die Grundprobleme der Stadt in 15 Jahren kaum verändert haben.

Diese Miniserie basiert auf wahren Ereignissen und erzählt die Geschichte der korrupten Gun Trace Task Force der Baltimorer Polizei. Viele Schauspieler*innen aus The Wire tauchen in anderen Rollen wieder auf, was für spannende Déjà-vus sorgt. Mit nur sechs Folgen perfekt für ein Wochenende!

Verfügbar auf: WOW/Sky, Amazon Prime Video (Kauf)

The Shield (2002-2008)

Warum’s passt: Ähnlich ungeschönte Darstellung von Polizeiarbeit, allerdings mit Fokus auf korrupte Cops statt auf das System.

Während The Wire das System als Ganzes kritisiert, konzentriert sich The Shield auf Vic Mackey (Michael Chiklis) und sein korruptes Strike Team. Die Serie lief parallel zu The Wire und bietet eine etwas actionreichere, aber dennoch komplexe Darstellung von Polizeikorruption. Der Showdown in der Finalepisode gehört zum Besten, was das Serienfinale-Genre zu bieten hat.

Verfügbar auf: Disney+, Amazon Prime Video (Kauf)

Top Boy (2011-2022)

Warum’s passt: Oft als „britisches The Wire“ bezeichnet, zeigt diese Serie den Drogenhandel auf einem Londoner Council Estate (Summerhouse) mit ähnlich komplexen Charakteren und gesellschaftlicher Analyse.

Top Boy zeichnet sich durch authentische Dialoge und raue Darstellung des Lebens in Londons Sozialsiedlungen aus. Die Serie wurde nach zwei Staffeln abgesetzt, aber von Drake (ja, dem Rapper!) gerettet und bei Netflix fortgesetzt. Wie bei The Wire siehst du die „Drogenökonomie“ aus verschiedenen Perspektiven – von Straßendealern bis zu Importeuren.

Verfügbar auf: Netflix

📌 Mein persönlicher Tipp: Wenn dir The Wire gefallen hat, probier unbedingt „We Own This City“ – es fühlt sich fast wie eine sechste Staffel an. Der Filmkritiker Alan Sepinwall schrieb dazu treffend: „Es ist, als würden Simon und Pelecanos zu einer Stadt zurückkehren, über die sie schon so viel gesagt haben, nur um festzustellen, dass sich die Dinge nicht verbessert, sondern verschlechtert haben.“ Das trifft’s auf den Punkt – die Serie zeigt, wie all die Warnungen aus The Wire ungehört verhallten.

Je nachdem, was dir an The Wire gefallen hat…

Wenn dir die Gesellschaftskritik gefallen hat: Schau „Show Me a Hero“ (2015), eine weitere Simon-Miniserie über Wohnungspolitik und Rassensegregation in Yonkers, NY.

Wenn dir die Atmosphäre Baltimores gefallen hat: „Treme“ (2010-2013) ist Simons Liebeserklärung an New Orleans nach Hurrikan Katrina, mit Fokus auf Musik und Kultur.

Wenn dir die Polizeiarbeit gefallen hat: „Homicide: Life on the Street“ (1993-1999), basierend auf Simons erstem Buch, mit ähnlich realistischer Darstellung der Mordkommission Baltimores.

The Wire Trailer

🎬 Wo kann ich The Wire sehen?

Die komplette Serie mit allen 5 Staffeln ist aktuell bei WOW im Streaming-Abo verfügbar. Alternativ kannst du einzelne Folgen oder Staffeln bei Amazon Prime Video kaufen oder leihen.

💬 Deine Lieblingscharaktere aus The Wire?

Die Serie steckt voller unvergesslicher Figuren – von McNulty über Omar bis Bubbles. Welcher Charakter hat dich am meisten beeindruckt und warum? Teile deine Gedanken unten in den Kommentaren!

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