Hannibal

Wenn Historienkino mehr Kulisse als Inhalt ist.


Kurzinhalt:
Hannibal, der legendäre Feldherr aus Karthago, plant den berühmten Marsch über die Alpen, um Rom anzugreifen. Der Film beginnt mit seinem Aufbruch und zeigt einige Etappen des beschwerlichen Weges. Doch statt sich auf die militärische Strategie oder Hannibals Genialität zu konzentrieren, verlagert sich der Fokus schnell auf eine Liebesgeschichte zwischen Hannibal und Sylvia, einer römischen Adligen. Während politische Intrigen in Rom brodeln, bleibt der eigentliche Feldzug eher Randnotiz. Szenenwechsel zwischen Karthago, Rom und den Alpen wirken oft zusammenhanglos. Die berühmte Elefantenüberquerung wird abgehandelt, aber nie so episch, wie man es sich wünschen würde. Viel Raum bekommt dagegen das Drama um Hannibals innere Zerrissenheit zwischen Pflicht und Liebe. Eine groß angelegte Schlacht gegen die Römer, die man als Höhepunkt erwarten würde, fehlt komplett. Stattdessen konzentriert sich der Film auf Dialoge, Intrigen und die problematische Liebesbeziehung. Das Resultat ist mehr Historien-Romanze als Kriegs-Epos.


Review:
„Hannibal“ von 1959 ist ein Paradebeispiel dafür, wie Historienfilme manchmal komplett an ihrem eigenen Thema vorbeierzählen. Der Film verspricht große Geschichte, liefert aber vor allem ein zähes Liebesdrama. Gerade die Tatsache, dass junge Bud Spencer und Terence Hill (noch unter ihren echten Namen) mitspielen, weckt Interesse – aber retten können sie das Ganze leider nicht. Beide tauchen eher am Rande auf, ohne wirklich Eindruck zu hinterlassen. Besonders enttäuschend ist, dass die berühmte Schlacht von Cannae oder andere große Kämpfe komplett ausgelassen werden. Für einen Film, der Hannibal als Titel trägt, bleibt der militärische Aspekt erschreckend blass. Stattdessen wird die Beziehung zu Sylvia endlos ausgewalzt – inklusive melodramatischer Dialoge, die heute eher unfreiwillig komisch wirken. Auch die politischen Intrigen sind schlecht eingebunden und wirken wie lose Szenen ohne Zusammenhang. Die Kameraarbeit ist solide, kann aber nicht über die inhaltliche Leere hinwegtäuschen. Was allerdings funktioniert, ist das Setting: Kostüme, Kulissen und die Menge an Statisten sind beeindruckend. Da spürt man noch den Aufwand des klassischen Monumentalfilms. Der Soundtrack ist typisch für das Kino der 50er – episch, aber überdramatisiert. Immerhin fängt der Film das Flair der damaligen Epoche visuell gut ein. Aber Atmosphäre ersetzt keine Handlung. Das Drehbuch wirkt unfertig, mit seltsamen Zeitsprüngen und abrupten Übergängen. Auch Hannibal selbst bleibt als Figur seltsam blass – seine Motivation wird nie richtig klar. Der Konflikt zwischen Pflicht und Liebe hätte mehr Tiefe gebraucht. Stattdessen plätschert der Film dahin, ohne jemals wirklich dramatisch zu werden. Das Finale ist antiklimaktisch und lässt den Zuschauer ratlos zurück. Insgesamt bleibt ein technisch aufwändig gemachtes, aber erzählerisch enttäuschendes Werk.

WhiskyTom

WhiskyTom

💩 4,0

Hannibal (1959) enttäuscht auf fast ganzer Linie – mehr Liebesdrama als Historienepos. Trotz beeindruckender Kostüme und Kulissen bleibt die Story zerfahren und unbefriedigend. Sehenswert nur für Fans klassischer Monumentalfilme oder wegen der frühen Auftritte von Spencer & Hill.

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