Der Vorname

Ein Abendessen, ein Vorname – und der Streit eskaliert.


Kurzinhalt:
Beim gemeinsamen Abendessen in einer stilvollen Bonner Altbauwohnung soll eigentlich ein schöner, entspannter Abend unter alten Freunden und Familie verbracht werden. Doch als Thomas (gespielt von Florian David Fitz) ankündigt, seinen ungeborenen Sohn „Adolf“ nennen zu wollen, kippt die Stimmung schlagartig. Was als Provokation beginnt, entwickelt sich zum Katalysator für lange unterdrückte Spannungen. Es folgt eine hitzige Diskussion über Politik, Moral und persönliche Weltanschauungen, bei der jede Figur ihr wahres Gesicht zeigt. Gastgeber Stephan (Christoph Maria Herbst) fühlt sich moralisch überlegen, bis er selbst in die Kritik gerät. Elisabeth (Caroline Peters), seine Frau, versucht zunächst zu vermitteln – bis auch sie genug hat. René (Justus von Dohnányi), der ewige Single, wird zur Zielscheibe des Spotts, bevor er unerwartet zum Ruhepol wird. Dorothea (Iris Berben) als Familienmatriarchin tritt zwar nur kurz in Erscheinung, hinterlässt aber Wirkung. Mit viel Sprachwitz und Dialogtempo hangelt sich der Abend durch Höhen und Tiefen. Schließlich endet das Treffen in einer überraschenden Wendung, die allen Beteiligten den Spiegel vorhält.


Review:
Sönke Wortmann hat mit dem Remake des französischen Originals (Le Prénom) eine ebenso pointierte wie zugängliche deutsche Version auf die Leinwand gebracht. Was auf den ersten Blick wie eine typische Komödie beginnt, entpuppt sich rasch als messerscharfes Kammerspiel mit hohem Wiedererkennungswert. Die Schauspielriege ist hochkarätig: Fitz und Herbst liefern sich ein schlagfertiges Duell, das seinesgleichen sucht. Herbst brilliert in seiner Paraderolle des leicht überheblichen Besserwissers, während Fitz als provokanter Schwiegersohn den Ton perfekt trifft. Die Chemie zwischen den Figuren stimmt, was dem Film seine große Stärke verleiht. Trotz der begrenzten Kulisse wirkt das Geschehen nie statisch – Wortmann nutzt Kamerafahrten, Schnitte und Pausen clever, um Dynamik zu erzeugen. Besonders gelungen ist der Wechsel zwischen Humor und Ernst, der nie gezwungen wirkt. Der Film lädt zum Lachen ein, gleichzeitig bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken. Auch Nebenfiguren wie René bekommen genug Raum, um eigene Akzente zu setzen. Wortmann gelingt es, das Thema „Political Correctness“ zu sezieren, ohne belehrend zu wirken. Gleichzeitig hätte man sich stellenweise noch mehr Mut zur Eskalation gewünscht – etwas mehr Bosheit oder Drastik hätten die Wirkung verstärkt. Dennoch: Als Gesellschaftsspiegel funktioniert der Film hervorragend. Der Konflikt um einen Namen wird zur Metapher für tief sitzende Gräben. Sprachlich ist der Film eine Wohltat – dialogstark, schnell, witzig. Dabei trifft er auch einen Nerv in der heutigen Diskussionskultur, wo Empörung und Selbstgerechtigkeit oft aufeinandertreffen. Iris Berben hat zwar nur eine kleine Rolle, aber ihre Szene sitzt. Wortmann inszeniert präzise und ohne Schnörkel, was dem Film gut zu Gesicht steht. Trotz Remake-Status steht der Film auf eigenen Beinen und verliert nie seine Relevanz. Wer gutes Ensemblekino mit scharfem Witz mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Und man verlässt den Film mit dem Gefühl, auch mal über den eigenen „inneren Adolf“ nachdenken zu müssen.

WhiskyTom

WhiskyTom

🌟 7,0

„Der Vorname“ ist ein gelungenes Remake mit starker Besetzung, treffsicherem Dialog und kluger Beobachtung. Wortmann schafft es, aus einem Abendessen eine bitterkomische Gesellschaftsanalyse zu machen. Ein Film, der Spaß macht und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte gib Deinen Namen ein

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner